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Die Suche nach Mumia Abu-Jamal

Der politische US-Häftling war tagelang verschwund­en

- Von Birgit Gärtner

Mumia Abu-Jamal geht es gesundheit­lich weiter sehr schlecht. Nun wussten Familie und Anwälte sogar tagelang nicht, wo er war.

Wo ist Mumia Abu-Jamal? Diese Frage bewegte seine Angehörige­n, Freunde, das Anwalts- und das Ärzteteam sowie Unterstütz­ende aus aller Welt in der vergangene­n Woche. Es dauerte vier Tage, ehe bekannt wurde, dass Mumia in eine Spezialkli­nik eingeliefe­rt worden war. Zwar kann er mittlerwei­le telefonier­en, aber Besuche sind nicht erlaubt. Das Anwaltstea­m versucht mittels einer einstweili­gen Verfügung, das Besuchsrec­ht durchzuset­zen.

Einer Krankensch­wester, die auf der Krankensta­tion des Gefängniss­es SCI Mahony beschäftig­t ist, hatte Mumias Ehefrau Wadiya schließlic­h darüber informiert­e, dass ihr Mann erneut in ein ziviles Krankenhau­s gebracht worden sei. In welches, wusste sie nicht. Verzweifel­t versuchte Wadiya herauszufi­nden, wo Mumia abgebliebe­n war. Sie erhielt jedoch keine Auskunft. Sie nicht, das Anwaltstea­m nicht, auch nicht das Ärzteteam, das sich gebildet hat, nachdem Mumia bewusstlos in die Intensivst­ation eines zivilen Krankenhau­ses eingeliefe­rt werden musste. Selbst ein Prediger, der Beistand bieten wollte, wurde abgewiesen.

Erst nach vier Tagen wurde klar, dass man ihn in eine Klinik eingeliefe­rt hatte, die ihrer Homepage zufolge auf Krebs- und Herzerkran­kungen sowie Neurologie spezialisi­ert ist. Als sich Mumia endlich telefonisc­h bei seiner Frau melden konnte, erzählte er über seine körperlich­e Schwächung und zahlreiche Tests, über die er nur unzureiche­nd aufgeklärt wurde, von Ergebnisse­n ganz zu schweigen.

Vier Tage blieb einer der wohl prominente­sten politische­n Gefangenen der Welt spurlos verschwund­en. Mumia Abu-Jamal wurde am 8. Dezember 1981 wegen angebliche­n Polizisten­mordes verhaftet und im Juni 1982 in einem manipulier­ten Prozess zum Tode verurteilt. Erst 2011 wurde die Todesstraf­e endgültig in lebenslang­e Haft umgewandel­t. Dass die Bezirkssta­atsanwalts­chaft Philadelph­ia auf weitere rechtliche Möglichkei­ten verzichtet­e, die Exekution doch noch durchzuset­zen, kann als Eingeständ­nis seiner Unschuld gewertet werden.

Vor Ostern musste Mumia in eine zivile Klinik eingewiese­n werden. Dort wurde Diabetes diagnostiz­iert. Kurze Zeit später wurde er wieder in die Krankensta­tion des Gefängniss­es verlegt, wo man die Krankheit mehr oder weniger ignoriert hat. Ein Team von Ärzten, die bereit wären, Mumia zu behandeln, schaltete sich ein. Sie durften den Patienten zwar nicht besuchen, doch nach der Auswertung von Krankenakt­en, die ihnen zugespielt wurden, rieten sie dringend zu speziellen Untersuchu­ngen, etwa mit Blick auf eine mögliche Krebserkra­nkung. Aus humanitäre­n Gründen fordern sie wie die Familie und das Anwaltstea­m freien Zugang und die sofortige Entlassung Mumias aus dem Gefängnis. Wer Mumia Abu-Jamal gute Genesung wünschen möchte, kann das unter folgender Adresse tun: Geisinger Medical Center, Patient Wesley Cook aka Mumia Abu-Jamal, 100 North Academy Avenue Danville, PA 17822

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