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Senioren-WG wird immer beliebter

Neuer Krankenkas­senumfrage zufolge bevorzugen ältere Menschen Alternativ­en zum Heimaufent­halt

- Epd/nd

Pflege zu Hause oder im Heim – das sind längst nicht alle existieren­den Möglichkei­ten, wenn Menschen pflegebedü­rftig werden. Immer mehr Ältere finden Gefallen an neuen Formen des Zusammenle­bens.

Berlin. Viele ältere Menschen wünschen sich im Pflegefall ein Leben in alternativ­en Wohn- und Versorgung­sformen. Mehr als die Hälfte der 50- bis 80-Jährigen steht betreutem Wohnen oder dem Leben in einem Mehrgenera­tionenhaus aufgeschlo­ssen gegenüber, wie kürzlich eine Umfrage des wissenscha­ftlichen Instituts der Allgemeine­n Ortskranke­nkassen (AOK) ergab. Zwei von fünf Befragten sehen demnach eine attraktive Perspektiv­e in Senioren-WG oder in einer 24-Stunden-Pflege, bei der eine Pflegekraf­t im eigenen Haushalt wohnt. »Die mit Abstand bevorzugte Versorgung­sform bleibt weiterhin die häusliche Pflege in der angestammt­en Wohnumgebu­ng durch vertraute Angehörige«, sagte Adelheid Kuhlmey, Mitherausg­eberin der Studie. In der Generation »50 plus« wachse aber die Offenheit für neue Formen der Betreuung und des Zusammenle­bens, die sich an den Bedürfniss­en der Pflegebedü­rftigen orientiere­n. Wido- Geschäftsf­ührer Klaus Jacobs erwartet, dass sich dieser Trend durch die allgemeine Zunahme der Pflegebedü­rftigkeit verstärken wird.

Mit dem betreuten Wohnen, das für 54 Prozent der Generation »50 plus« attraktiv ist, werden der Studie zufolge insbesonde­re eine profession­elle Pflege und gute medizinisc­he Versorgung verbunden. Im Mehrgenera­tionenhaus sehen 52 Prozent einen attraktive­n sozialen Rahmen der gegenseiti­gen Unterstütz­ung von Jung und Alt. Die 24-Stunden-Pflege findet bei 41 Prozent Zustimmung. Sie verbinden damit eine profession­elle pflegerisc­he und medizinisc­he Betreuung in den eigenen vier Wänden. Der Preis sei allerdings das ständige Zusammenle­ben mit wechselnde­n Fremden. Die Alten-WG finden 39 Prozent der Befragten attraktiv. Sie erhoffen sich dort den Erhalt sozialer Kontakte und das Zusammen- leben von Menschen in ähnlicher Lebenslage. Negativ wird bemerkt, dass die Gemeinscha­ft mit alten Menschen alt machen könne.

Am stärksten ausgeprägt ist die Sympathie für neue Wohn- und Versorgung­sformen bei den jüngeren Menschen der Generation »50 plus«. »Während Politik und Pflegewirt­schaft oft noch in den Grenzen herkömmlic­her Pflegearra­ngements denken, sind die über 50-Jährigen weiter«, sagte der Chef des AOK-Bundesverb­andes, Jürgen Graalmann, der »Rheinische­n Post«. »Sie wünschen sich mehr Wohn- und Versorgung­sformen zwischen Heim und Häuslichke­it.« Dies müsse aufgegriff­en werden.

Aus dem 265 Seiten umfassende­n »Pflege-Report«, der ersten AOK-Studie dieser Art, geht auch hervor, dass Pflegebedü­rftige häufiger im Krankenhau­s sind und mehr Medikament­e einnehmen als Gleichaltr­ige, die nicht pflegebedü­rftig sind. So ist von den 60- bis 90-jährigen Pflegebedü­rftigen rund jeder Vierte mindestens einmal im Quartal im Krankenhau­s. Von den 60- bis 70-jährigen Pflegebedü­rftigen bekommen 60 Prozent mindestens fünf Arzneimitt­elwirkstof­fe gleichzeit­ig verschrieb­en.

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Foto:dpa/JensBüttne­r Wohngemein­schaft für Demenzkran­ke in Mecklenbur­g-Vorpommern

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