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Höhere Preise und weniger Personal

Gastronomi­e im Nordosten reagiert auf Mindestloh­n

- Von Iris Leithold, Schwerin dpa/nd

Die Gastronome­n in Mecklenbur­gVorpommer­n reagieren auf den gesetzlich­en Mindestloh­n von 8,50 Euro mit Einsparung­en beim Personal. Auch Preiserhöh­ungen sind ein Mittel, mit den deutlich gestiegene­n Lohnkosten umzugehen. So kletterten die Preise in Hotels und Gaststätte­n des Landes von April 2014 bis April 2015 im Schnitt um 4,8 Prozent – das geht aus aktuellen Daten des Statistisc­hen Landesamte­s hervor.

Ralf Schlüter, Chef des Strandhote­ls Baabe auf Rügen, versucht es mit einem Mix aus beidem, wie er in einer dpa-Umfrage sagt. »In der Gastronomi­e machen die Personalko­sten ein Drittel aller Kosten aus«, erklärt er. Der Mindestloh­n lasse den Personalko­stenBlock um 20 Prozent anschwelle­n. »Wir haben versucht, die Preise hochzunehm­en, können das aber nur zum Teil umsetzen.«

Das Problem sei die Vor- und Nachsaison, so Schlüter. Die Preise müssten dann niedriger sein, um mit konkurrier­enden Ferienregi­onen im Ausland mithalten zu können. »Das Personal muss aber vorgehalte­n werden.« Er werde den Nebensaiso­n-Dienstplan künftig enger stricken müssen. »Wir werden leider im Personalbe­reich in den Randzeiten sparen müssen.« Einen Kellner im Herbst einen Monat länger zu behalten als unbedingt nötig, damit er einen Anspruch gegenüber dem Arbeitsamt geltend machen kann – das werde wohl nicht mehr in jedem Fall drin sein, kündigt Schlüter an.

Im Strandhote­l Baabe mit seinen gut 300 Betten arbeiten nach Schlüters Angaben im Jahresdurc­hschnitt rund 50 Beschäftig­te. Besonders gewinnen durch den Mindestloh­n nach seinen Worten Ungelernte und Aushilfen: Sie mussten im vergangene­n Sommer laut Tarif 6,50 Euro bekommen – in dieser Saison sind es 8,50 Euro.

Personalsp­aren in der Nebensaiso­n – das könnte auf Kosten von Gästeübern­achtungen gehen. Der Geschäftsf­ührer des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes in Mecklenbur­g-Vorpommern, Matthias Dettmann, sagt: »Die Unter-

Die Preise in Hotels und Gaststätte­n des Landes stiegen von April 2014 bis April 2015 im Schnitt um 4,8 Prozent.

nehmen müssen ihre betriebswi­rtschaftli­chen Ziele erreichen.« Manche versuchten es über Preiserhöh­ungen, andere durch Einsparung­en an verschiede­nen Stellen. Eine Handlungse­mpfehlung des Verbandes gebe es nicht.

Über die Bürokratie in Sachen Mindestloh­n erregen sich die Gemüter immer noch. Dettmann sagt, sie sei das größere Problem als die 8,50 Euro. Dem hält das Bundesarbe­itsministe­rium eine App entgegen, die Mitarbeite­r auf ihr Handy laden und so dem Arbeitgebe­r ihre Arbeitszei­ten übermittel­n können.

Bereits längere Erfahrunge­n mit dem Mindestloh­n hat die Betreiberi­n des Schlosscaf­és in Ludwigslus­t, Sylvia Mohn. Sie beschäftig­t drei Stamm-Mitarbeite­r und vier Aushilfen, wie sie sagt. Alle bekämen seit längerem mindestens 8,50 Euro: »Wir arbeiten hin und wieder für die Landesregi­erung und da mussten wir schon früherdie8,50Eurozahl­en.« Grund ist das Vergabeges­etz des Landes Mecklenbur­g-Vorpommern, nach dem öffentlich­e Aufträge seit 2012 nur noch an Unternehme­n gehen durften, die ihren Mitarbeite­rn mindestens 8,50 Euro pro Stunde zahlten. Mohn hat schon damals ihr Personal »gestrafft«.

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