»Wir müssen den Fußball neu gründen«
Doppelter Skandal erschüttert Italiens Calcio
Rom. Ein neuer Skandal bestürzt den italienischen Fußball: Nachdem am Dienstag mehr als 50 Fußballmanager, Spieler und Trainer wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel des Sportbetrugs festgenommen wurden, wird nun gegen eine Reihe von Pay-TV-Gruppen ermittelt. Ihnen werden Absprachen beim Vertrieb von Fernsehrechten für die Spielzeiten 2015 bis 2018 vorgeworfen. Offenbar ist dabei auch eine Sportrechte-Vermarktungsgesellschaft ins Visier der Ermittler geraten. Das Unternehmen soll die Absprachen zwischen den TV-Gesellschaften, darunter Sky Italia von Rupert Murdoch und Mediaset Premium von Silvio Berlusconi, begünstigt haben.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der 2014 abgeschlossene Verkauf der TV-Übertragungsrechte für die drei betreffenden Saisons, für die Sky und Mediaset 945 Millionen Euro ausgegeben hatten, durch Absprachen manipuliert worden sei. Europäische Wettbewerbsregelungen seien verletzt worden, so der Vorwurf.
Regierungschef Matteo Renzi fordert indes einen Pakt mit Fußballverband, Liga und dem Nationalen Olympischen Komitee CONI für mehr Transparenz im Fußball, nachdem aus Ermittlungen hervorgeht, dass Dutzende Spiele in der 3. und 4. Liga auch in dieser Saison manipuliert worden seien. Etwa 30 Klubs aus den unteren Ligen sind laut Polizei in den Skandal verwickelt.
Auch die kalabresische Mafia ’Ndrangheta soll an den Manipulationen beteiligt gewesen sein. Den Festgenommenen wird vorgeworfen, mit zwei kriminellen Netzwerken Partien beeinflusst und damit große Gewinne gemacht zu haben. Laut den Ermittlern planten sie zudem, auch Spiele in der Serie B und höheren Ligen zu manipulieren. Die Ermittlungen der Aktion »Dirty Calcio« führt die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft im süditalienischen Catanzaro. »Schluss mit zwielichtigen Figuren im Fußball. Ich richte einen Appell an Liga und Fußballverband, wir müssen den Fußball neu gründen. Dieser Skandal ist peinlich und ekelt mich zutiefst an«, betonte Renzi am Mittwoch.