TV-Rentner
Für die Aktionäre des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 war der Donnerstag kein guter Tag. Bei Handelsstart brach die Aktie regelrecht ein. Für Stefan Raab war das wahrscheinlich eine gute Nachricht, zeigte das Börsenereignis doch, welchen Wert der Entertainer, Produzent und Moderator für den Sender Pro 7 hat. 16 Jahre lang war er mit der von ihm erfundenen Sendung »TV Total« bei Pro 7 unter Vertrag, Ende des Jahres wird die letzte Ausgabe der Show laufen. Am späten Mittwochabend gab Raab bekannt, dass er nicht nur »TV total« einstellen werde, sondern ganz vom TV-Bildschirm verschwinden will.
Schluss ist dann also auch mit den diversen Dauerwerbesendungen, die als Sportwettkämpfe getarnt auf chinesischen Bratpfannen in Rennrodel- und Bobbahnen ausgetragen wurden und zahlreichen B- und C-Prominenten des deutschen Fernsehens Lohn und Brot verschafften. Schluss ist dann ebenfalls mit dem Format »Schlag den Raab« – erfunden und produziert von dem gebürtigen Kölner. In der Spielshow tritt ein Kandidat in mehreren, von Sendung zu Sendung unterschiedlichen Disziplinen gegen den Moderator Raab an. Die 2006 erstmals gezeigte Show war so erfolgreich, dass sie im Ausland kopiert wurde.
Es gab in den vergangenen Jahren nicht wenige, die sich gut vorstellen konnten, dass der ehema- lige VIVA-Moderator zu den Öffentlich-Rechtlichen wechselt, um dort der Samstagabendunterhaltung wieder Leben einzuhauchen. So war er zeitweise als Moderator von »Wetten, dass …?« im Gespräch. Raab selbst hat sich dazu nie geäußert, wissend, dass man ein totes Pferd nicht mehr reiten sollte.
Sein angekündigtes Ende der TV-Karriere entbehrt nicht einer gewissen Symbolik. In wenigen Monaten wird Stefan Raab 49 Jahre alt und hat damit das Alter erreicht, ab dem die Vermarkter von Werbespots das Interesse an den Zuschauern verlieren. Dass er um die Mechanismen dieser Industrie weiß, hat Raab schon 1998 durchblicken lassen. In einem Interview erklärte er damals, dass er sich nicht vorstellen könne, mit 50 noch Fernsehen zu machen.