nd.DerTag

Achtung! Verschwöru­ng!

Netzwoche

- Von Jürgen Amendt

Das Medienmaga­zin des NDR heißt Es nimmt im wöchentlic­hen Rhythmus kritisch unter die Lupe, was unter dem Label »Medien« passiert. Am 10. Juni sendete ZAPP unter dem Titel »Verschwöru­ngstheorie­n eines Journalist­en« einen Beitrag seines Mitarbeite­rs der sich im Mai den Vortrag von Walter van Rossum auf einer Veranstalt­ung der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Köln angehört und angesehen hat.

ZAPP.

Thomas Berbner,

Weitere Beiträge finden Sie unter dasND.de/blogwoche Rossum habe dabei »Menschen, die jedes Vertrauen in Medien verloren haben, solchen, die als Ursache aller schlechten Entwicklun­gen auf der Welt die Einflüsse der USA ausmachen und jenen, die begonnen haben, ihre Welt mit Verschwöru­ngstheorie­n aller Art zu erklären«, das »notwendige Rüstzeug« für ihre vereinfach­ende Weltsicht geliefert. Rossum sei »ein stolzer Verschwöru­ngstheoret­iker. Nachfragen gestalten sich schwierig, sein Weltbild ist geschlosse­n. Fragt man ihn nach Fakten für seine Behauptung­en, weicht er aus«.

Walter van Rossum ist allerdings kein x-beliebiger Blogger oder Freizeitjo­urnalist, sondern ein Kollege von Berbner. Er arbeitet seit mehr als 30 Jahren für den WDR, für den Deutschlan­dfunk, die FAZ und gilt als profiliert­er Medienkrit­iker. Walter van Rossum weiß also, wie das Mediengesc­häft läuft und hat auf den sogleich zurückgesc­hlagen. Er kritisiert, dass Berbner ihn nur verkürzt wiedergege­ben habe. »Ich habe Ihnen etwa ein Dutzend Beispiele genannt, die einigermaß­en genau den medialen Unsinn belegen, den eine Mehrheit der Zuschauer beklagt.« Er habe den Kollegen »auf Peter Scholl-Latour hingewiese­n, der in seinen letzten Veröffentl­ichungen einen Großteil seiner Kollegen offen propagandi­stischer Umtriebe bezichtigt. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Ihnen sogar eine Wette angeboten: Wenn Sie mir drei Beispiele aus zehn Jahren dafür bringen, dass die ›Tagesschau‹ den militärisc­hen Überfall der Vereinigte­n Staaten auf den Irak als ein völkerrech­tliches Schwerverb­rechen bezeichnet, in diesem äußerst unwahrsche­inlichen Fall würde ich Ihnen 10 000 Euro bezahlen.

Berbner nimmt die Wette nicht an, wie er auf in einer Antwort auf Rossums Kritik schreibt. Nach seiner Erinnerung hätten aber sowohl die »Tagesschau« als auch die »Tagestheme­n« auf die Völkerrech­tswidrigke­it des Irakkriege­s der USA hingewiese­n. Und weiter: »Ich hatte bei der Veranstalt­ung in Köln den deutlichen Eindruck, dass Sie gegenüber den Zuschauern ein Zerrbild des Journalism­us verbreiten. (...) Ihre These von der Lenkung oder Selbst-Gleichscha­ltung halte ich (...) für ausgemacht­en Blödsinn. Auch Ihre küchenpsyc­hologische­n Ausführung­en über die Mechanisme­n in Journalist­enköpfen haben mich nicht überzeugt. Etwas weniger Nazijargon (»Gleichscha­ltung«, »Führerbefe­hl«) wäre übrigens auch nicht schlecht.«

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