Denkmal für Goethes Muse
Auf den Tag genau 110 Jahre nach seiner Errichtung ist in Guben, polnisch Gubin, ein Denkmal wiedererstanden. 1905 wurde es von gekrönten Häuptern Europas finanziert, darunter von keinen Geringeren als Kaiser Franz Joseph von Österreich und dem damaligen schwedischen Königspaar. Der Weg bis zur Einweihung des Denkmals für die vielseitig talentierte Corona Schröter in ihrer Geburtsstadt war lang, die Idee war bereits 1878 entstanden, wie ein Aufruf in der Zeitschrift »Die Gartenlaube« in jenem Jahr belegt.
Diesmal spendeten Gubener und Gubiner Bürger für die Sängerin und Schauspielerin, die einst Goethes Muse war. Die Wiedererrichtung des Denkmals erfolgte in deutsch-polnischer Zusammenarbeit – 70 Jahre, nachdem das Denkmal und die Stadt in Schutt und Trümmer versanken, sich Deutsche und Polen in tödlicher Feindschaft gegenüber standen. Das Denkmal spricht von den Wunden des Krieges, es konnte nur der vom Steinmetzmeister Jörg Glockann aus Guben und seinem Gubiner Berufskollegen Czeslaw Janczura restaurierte Sockel aufgestellt werden. Die ihn einst krönende Bronzebüste des Stuttgarter Künstlers Karl Donndorf ist verschollen. Corona Schröter schaut jedoch von einem in den Sockel eingelassenen Porträt den Betrachter freundlich an.
Die Hommage von Goethe – »Es gönnten ihr die Musen jede Gunst und die Natur erschuf in ihr die Kunst« – ist jetzt in deutscher und polnischer Sprache auf dem Sockel zu lesen. Ein zweiter Vers des Dichterfürsten ziert das Denkmal, das Schicksal dieser Stadt in wenigen Worten zusammenfassend: »Manches Herrliche der Welt ist in Krieg und Streit zerronnen, wer beschützet und erhält, hat das schönste Los gewonnen.« Diese Worte sind mehr als Poesie, sie wollen als Aufforderung verstanden werden, die deutschpolnische Stadt rechts und links der Neiße gemeinsam wieder zur »Perle der Niederlausitz« zu machen, wie sie früher voller Stolz genannt wurde.
Corona Schröter, 1751 geboren, war eine emanzipierte, eigenständige und selbstbewusste Künstlerin. Dass es ihr als Mädchen aus einfachen Verhältnissen – ihr Vater war Militärmusiker, die Mutter Tochter eines Schuhmachers – gelang, im erlauchten Kreis der Weimarer Klassik Aufnahme und Anerkennung, ja Bewunderung zu erfahren, zeugt von einem starken Willen. Sie lernte Goethe in Leipzig kennen und wurde auf dessen Vorschlag hin 1776 als Kammersängerin in Weimar verpflichtet. Sie starb 1802 in Ilmenau an Tuberkulose. Möge ihr wiedererrichtetes Denkmal diesmal länger als 40 Jahre stehen.