nd.DerTag

Ein merkwürdig­es Demokratie­verständni­s

Zu »Jusos distanzier­en sich von Gabriel«, 16.6., S. 2

- Andreas Meißner, Dresden

Von einem Mitglied der Bundesregi­erung sollte man eine ausgewogen­ere und realitätsg­erechtere Stellungna­hme zur Politik der griechisch­en Regierung erwarten können. Zumal wir es beim Bundeswirt­schaftsmin­ister mit dem SPDVorsitz­enden zu tun haben, ist es unerträgli­ch, dass er Kürzungen beim ärmeren Teil der Bevölkerun­g fordert. Eine SPD-geführte Bundesregi­erung war es ja auch, die in Deutschlan­d mit Hartz IV ein Verarmungs­programm ins Werk gesetzt hat.

Die Äußerungen Gabriels belegen auch ein merkwürdig­es Demokratie­verständni­s. Die griechisch­en Wähler haben SYRIZA die Mehrheit gegeben, weil sie Schluss machen wollte mit den Sparmaßnah­men für die kleinen Leute. Dass die gewählte Regierung sich an die Wahlverspr­echen gebunden fühlt, ist keine Überraschu­ng, wiewohl das für die SPD oft nicht gegolten hat. Von Herrn Tsipras kann man jetzt erwarten, dass er die Steuern für Besserverd­iener und Vermögende erhöht und dafür sorgt, dass sie dem Fiskus zufließen. Griechenla­nd muss sein Liquidität­sproblem auf der Einnahmese­ite lösen.

beitnehmer auszubaden hätten. Er weiß wohl, das er keine Gnade erfahren würde, wenn ähnliches in der BRD stattfinde­n würde. 40 Prozent Jugendarbe­itslosigke­it. Na und? Ein zusammenbr­echendes Gesundheit­ssystem. Wen interessie­rt es? Hier geht es um den deutschen Euro!

In der neueren Zeit hatte die SPD zwei Vorsitzend­e, deren sie sich nicht zu schämen brauchte: Brandt und Lafontaine. Alle anderen danach könnten gut und gerne als Angestellt­e von Banken und Konzernen gelten. So ist die Äußerung Gabriels nicht weiter verwunderl­ich. Da wurden Menschen dank einer sozial- und christdemo­kratischen Politik (PASOK und ND) ins Elend getrieben und er schwadroni­ert über Wahlverspr­echen »...einer zum Teil kommunisti­schen Regierung...«, die nun deutsche Ar-

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