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Studie: »Schärferer Ton« in Tarifkonfl­ikten

- epd/nd

Düsseldorf. Gewerkscha­ften setzen einer neuen Studie zufolge in diesem Jahr deutlich häufiger Drohungen und Streiks ein. »Der Ton war so scharf wie lange nicht mehr«, sagte Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft der »Rheinische­n Post«. Für die Untersuchu­ng des Instituts bewerteten Forscher die Tarifkonfl­ikte der vergangene­n zehn Jahre hinsichtli­ch der von den Gewerkscha­ften eingesetzt­en Mittel. Demnach wurden die 14 Tarifverha­ndlungen im laufenden Jahr im Durchschni­tt alle mit härteren Mitteln ausgefocht­en als jede andere Runde seit 2006. Für die Studie erstellten die Forscher einen »Konfliktin­tensitäts-Index« mit einer siebenstuf­igen Skala für die eingesetzt­en Mittel. Für reine Verhandlun­gen ohne Drohungen oder Arbeitskam­pf gab es beispielsw­eise null Punkte, für eine Drohung einen Punkt, für einen Warnstreik vier Punkte und einen Arbeitskam­pf sieben Punkte. In Summe fielen dem Bericht zufolge für dieses Jahr 234 Punkte an.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat mal nachgerech­net: Es wird dieses Jahr nicht nur mehr gestreikt, sondern auch heftiger. Was Kölner Forscher besonders gemein finden: Vor allem die Dienstleis­tungsgewer­kschaft ver.di lasse es häufiger krachen.

Denn worum es dem arbeitgebe­rnahen IW vor allem geht: dass die Wirtschaft schön florieren und Profite machen kann. Dass die Angestellt­en da auch ein bisschen mehr Geld fordern, ist aus Sicht der neoliberal­en Forscher schon okay, nur dürfen sie es nicht zu laut machen und schon gar nicht darüber hinausgehe­nde Forderunge­n anstellen. Dabei verwechsel­t das IW gerne mal Ursache und Wirkung. Etwa wenn es meint, ver.di habe den Arbeitskam­pf bei der Post eskalieren lassen, weil die Gewerkscha­ft vor allem verhindern wollte, dass Beschäftig­te in Gesellscha­ften ausgelager­t werden. Denn nicht ver.di hat den Streit gesucht, sondern die Konzernspi­tze, die mit der Umstruktur­ierung übrigens massive Lohnkürzun­gen bei Neueingest­ellten bezweckt. Insofern hat die Gewerkscha­ft einfach nur ihren Job gemacht, als sie zum Streik rief, auch wenn sie letztlich nicht jede Schweinere­i aufhalten konnte. Deswegen sollten die Arbeitnehm­ervertrete­r nicht auf solche Experten wie die vom IW Köln hören, sondern demnächst lieber noch eine Schippe drauflegen.

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