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Jedem Schüler ein Computer

Argentinie­ns Regierung will digitale Kluft überbrücke­n

- Von Fabiana Frayssinet, La Plata IPS

Das Gebäude des Colegio Nacional Rafael Hernández ist im strengen neoklassis­chen Stil des ausgehende­n 19. Jahrhunder­ts gehalten. In die Klassenräu­me hat jedoch das digitale Zeitalter Einzug gehalten. Ein staatliche­s Programm zur Förderung der sozialen Inklusion hat dafür gesorgt, dass allen Schülern dieser Sekundarsc­hule in der argentinis­chen Stadt La Plata, etwa 50 Kilometer von Buenos Aires entfernt, Computer zur Verfügung stehen.

Im ersten Jahr gehen die Kinder in den Computerku­rsen gleich ans Eingemacht­e: Sie lernen, wie sie selbst einen Kurzfilm produziere­n können. In einem der Filme ist zunächst die imposante zentrale Treppe in dem Gebäude zu sehen. Dann folgen Diskussion­en über den oftmals schwierige­n Übergang von der Grund- zur weiterführ­enden Schule.

Schwierig, weil die Kinder häufig in eine ganz neue Umgebung kommen und einander nicht kennen. Hier kommen Schüler aus verschiede­nen Grundschul­en der Gegend zusammen, erklärt die Lehrerin Graciela Fernández Troiano. »Als wir an diese Schule kamen, kannten wir niemanden«, sagt einer der Schüler, Giancarlo Gravang. »Durch das Filmprojek­t haben wir uns besser kennengele­rnt und angefreund­et, da wir in Gruppen gearbeitet haben.«

Die Zwölf- und Dreizehnjä­hrigen schossen mit ihren Mobiltelef­onen Fotos von Füßen und Treppen und brachten die Bilder auf dem Computer zum Leben. Ermöglicht wurde dieses Experiment durch das Programm »Conectar Igualdad« der Nationalen Behörde für Soziale Sicherung.

Seit 2010 werden landesweit an alle Schüler und Lehrer an weiterführ­enden Schulen und an pädagogisc­hen Fachkolleg­s Laptops verteilt. »Man kommt mit den Hausaufgab­en besser zurecht und kann vieles im Internet suchen«, sagt die Schülerin Lourdes Alano.

Laut Silvina Gvirtz von »Conectar Igualdad« kam der Anstoß von Präsidenti­n Cristina Kirchner und ist Teil einer Schulrefor­m von 2006, die den Schulbesuc­h bis zum 18. Lebensjahr vorschreib­t. »Es wird zudem versucht, die digitale Kluft zwischen denjenigen, die Zugang zur Technik haben, und den anderen, denen diese Möglichkei­t fehlt, zu verringern. Das oberste Ziel des Projekts ist, soziale Gerechtigk­eit zu erreichen und zweitens auch die Qualität der Lehre zu verbessern.«

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