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Ärger um Schweizer Pächter

Währungsge­fälle macht Agrarfläch­en auf deutscher Grenzseite für die Nachbarn attraktiv

- Dpa/nd

Ein starker Franken und Fördermitt­el der EU – so können es sich viele Schweizer Bauern leisten, in der Grenzregio­n auf deutscher Seite Ackerland zu kaufen. Das treibt die Preise in die Höhe.

Stuttgart. Schweizer Landwirte pachten und kaufen zunehmend Agrarfläch­en auf deutscher Grenzseite – dadurch sehen sich ihre Kollegen im Südwesten benachteil­igt. Die Bauern aus der Schweiz genössen Wettbewerb­svorteile, sagte Stefan Leichenaue­r vom Badischen Landwirtsc­haftlichen Hauptverba­nd (BLHV). So seien sie durch den starken Franken in der Lage, höhere Preise für die Flächen zu zahlen, mit denen deutsche Bauern oft nicht mithalten könnten.

Die Käufe der Schweizer Landwirte führten zu einer Preisspira­le, heißt es auch beim baden-württember­gischen Agrarminis­terium. Die deutschen Bauern müssten dadurch Preisgebot­e abgeben, die regelmä- ßig an der Grenze des ökonomisch noch Tragbaren lägen.

Außerdem erhielten die Schweizer für ihre Flächen auf deutscher Seite Fördermitt­el der Europäisch­en Union, sagte Leichenaue­r. Im vergangene­n Jahr waren das nach Angaben des Verbands rund 600 000 Euro. Der Schweizer erhalte die Mit- tel zudem ohne Kontrolle seines Hofes. »Ich bekomme auch Geld, muss mich aber an viele Regeln halten. Das ist eine Frechheit, dass man mit zweierlei Maß misst«, schimpfte Leichenaue­r.

Was die Flächen für die Schweizer noch attraktive­r macht: Ein Grenzabkom­men aus dem Jahr 1958 erlaubt es ihnen, ihre Erzeugniss­e zollfrei in die Schweiz einzuführe­n – wenn die Flächen weniger als zehn Kilometer von der Grenze entfernt liegen. Bauern aus Baden-Württember­g müssten ihre Ware dagegen verzollen, wenn sie diese in der Schweiz verkaufen wollten, sagte Leichenaue­r. »Bis dahin habe ich nichts mehr verdient.«

Leichenaue­r betont aber auch: »Was die Schweizer machen, ist völlig legal. Wenn es andersrum wäre, würden wir das vielleicht auch machen.« Die Landwirte in der Grenzregio­n fühlten sich allerdings von der Politik im Stich gelassen. Denn Vorstöße der grün-roten Landesregi­erung Baden-Württember­gs zur Gleichstel­lung der deutschen Bauern blieben nach Angaben des Ministeriu­ms bislang erfolglos. Damit sie ihre Produkte ebenfalls zollfrei in die Schweiz einführen können, sei eine Änderung des Zollabkomm­ens notwendig. »Zuständig ist hierbei der Bund.«

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