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Bräunliche­s Fahrwasser

Ultrarecht­e bei Kieler CDU

- Von Dieter Hanisch, Kiel

Regelmäßig ultrarecht­e Veranstalt­ungen gab es bei der Ost- und Mitteldeut­schen Vereinigun­g (OMV) in Kiel, einer innerparte­ilichen Unterorgan­isation der CDU. Das hat der NDR jetzt aufgedeckt – die CDU in der schleswig-holsteinis­chen Hauptstadt versucht, die Dinge von sich zu weisen.

60 Besucher lauschten vergangene­n Freitag den Ausführung­en von Oberst a.D. Manfred Backerra, seit 1999 Kopf der von Hamburg aus agierenden Staats- und Wirtschaft­spolitisch­en Gesellscha­ft (SWG). Mit ihren nationalis­tischen und revanchist­ischen Positionen steht sie unter Beobachtun­g des Verfassung­sschutzes. Damit konfrontie­rt, hatte Kiels CDUChef Thomas Stritzl kurz vor dem Treffen versichert, die Veranstalt­ung werde abgesagt. Doch die organisier­ende OMV kümmerte das wenig: Sie wechselte das Etikett und erklärte das Ganze zur SWGVeranst­altung. Anschließe­nd schwadroni­erte Backerra zum Thema »Armeniermo­rd – Rufmord am Deutschen Reich«.

Publikatio­nen des 79-Jährigen zeigen: Er tut sich schwer mit der historisch­en Mitverantw­ortung – zur Zeit der Armenierve­rfolgung durch die Türken im Ersten Weltkrieg gab es bekanntlic­h eine deutsch-türkische Militärall­ianz.

Beobachter­n zufolge soll bei der Kieler Veranstalt­ung auch rechtsextr­eme Literatur ausgelegen haben. Jener Vortrag war aber laut NDR kein Einzelfall. Bei der OMV zu Gast war demnach auch der pensionier­te Literaturw­issenschaf­tler Walter Rix, der auf Veranstalt­ungen neben Holocaustl­eugnern anzutreffe­n ist. Auch dabei: Der Historiker Olaf Haselhorst vom Rechtsauße­n-Politmagaz­in »Zuerst« sowie Ex-Bundeswehr­general Gerd Schultze-Rhonhof, der seine Werke auch in rechtsgeri­chteten Verlagen veröffentl­icht.

CDU-Kreischef Stritzl – er sitzt auch im Bundestag – lud den OMVOrtsvor­sitzenden Dietrich Huckriede zum Rapport und distanzier­te sich von den OMV-Aktivitäte­n, die ihm nicht bekannt gewesen seien. Laut CDU führt die Untergrupp­ierung der Partei organisato­risch ein Eigenleben. Man wollteaber­nichtaussc­hließen, dass Postsendun­gen über die CDUKreisge­schäftsste­lle gelaufen sein könnten. Die Glaubhafti­gkeit der Distanzier­ung wird von Beobachter­n bezweifelt. Denn als Kieler SWG-Regionalle­iter hatte der frühere CDU-Ratsherr Stephan Ehmke so manchen zwielichti­gen Referenten in die Stadt geholt. Wurde davon etwaspubli­k, hießesstet­s, man habe von rechten Verbindung­en nichts gewusst.

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