Hamburger Revolution war in der DDR normal
Zu »›Krümelkiste‹ rund um die Uhr«, 8./9.8., S. 4
Die, wie es im Text heißt, »kleine Betreuungsrevolution« in Hamburg, besteht darin, dass in einer Kindertagesstätte Kinder 24 Stunden am Tag betreut werden können. Dies ist bekanntlich für schichtarbeitende oder anderweitig ungeregelte Arbeitszeiten betreffende Eltern eine notwendige Lösung!
Ich will gerne glauben, dass eine solche Möglichkeit für Hamburg und sicher auch für andere Orte – wenn dort so etwas möglich gemacht werden würde – nicht nur ein Gewinn, sondern eine kleine Betreuungsrevolution wäre.
In der DDR allerdings besuchte meine Tochter bereits 1967 eine solche Einrichtung im Berliner Prenzlauer Berg, derweil ich an einer Tagesschule tätig war und dort solange beruhigt arbeiten konnte, wie es nötig war, denn mein Kind konnte dort rund um die Uhr betreut werden. Zudem gab es viele Betriebskindergärten z. B. für Schichtarbeiter, medizinisches Personal und andere unregelmäßige Tätigkeiten verrichtende Eltern.
Sicherlich glichen diese Einrichtungen nicht in allen Einzelheiten der Hamburger Erfindung, z. B. konnten Kinder nicht um Mitternacht geholt oder gebracht werden (ich hoffe, dass auch Hamburger Eltern ihren Kindern so etwas nicht antun!). Diese sinnvollen Einrichtungen wurden nach 1990 weitestgehend entsorgt. Für »gelernte DDRBürger« ist die Hamburger Einrichtung wirklich nichts Neues, und schon gar nicht ist sie revolutionär.
Monika Kauf, Berlin