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»Auf der WM liegt ein Schatten«

DLV-Präsident Clemens Prokop erkennt das Dopingprob­lem in der Leichtathl­etik an, verteidigt aber den Weltverban­d

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Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes (DLV), will ins Council des Weltverban­ds IAAF. Mit Kristof Stühm und

Christoph Leuchtenbe­rg sprach er vor der Abstimmung am Mittwoch über das Dopingprob­lem und verriet, wen Deutschlan­d bei der Wahl zum IAAF-Präsidente­n unterstütz­t.

Sie wollen sich am Mittwoch als Nachfolger von Helmut Digel ins oberste IAAF-Gremium wählen lassen. Wie stehen Ihre Chancen? Der Ausgang der Wahl ist völlig offen. Früher war es als Vertreter eines so großen Verbandes wie des DLV vielleicht ein Selbstläuf­er, aber das ist heute im freien Spiel der internatio­nalen Kräfte und Interessen nicht mehr der Fall. Was wollen Sie bewegen, sollten Sie es schaffen? Ich würde meine Erfahrung aus 14 Jahren an der Spitze des DLV einbringen. Mir geht es darum, aktiv eine Reform der Leichtathl­etik einzuleite­n. Sie muss wieder attraktive­r für junge Leute werden. Da haben wir in Deutschlan­d mit unseren Veranstalt­ungen in den Städten, bei denen wir ganz nah an den Fans sind und die Faszinatio­n der Leichtathl­etik noch intensiver zu spüren ist, positive Erfahrunge­n gemacht. Da wird die Leichtathl­etik als cool wahrgenomm­en.

Das angestaubt­e Image der Leichtathl­etik ist im Moment wohl nicht das dringendst­e Problem.

Natürlich hängt die Glaubwürdi­gkeit mit dem Erfolg im Kampf gegen Doping zusammen. Und dieser Kampf sollte organisato­risch von den Verbänden getrennt werden, denn der Sport kann das Problem alleine nicht lösen. Sonst heißt es wie jetzt auch ganz schnell, es werde vertuscht und es gebe gar kein Interesse an einer Aufklärung.

Zuletzt wirkte die IAAF bei der Aufarbeitu­ng der Vorwürfe aber auch nicht sonderlich souverän.

Natürlich kann man immer noch mehr tun, und ich halte auch nicht jede Wortwahl für gelungen. Das ist wohl auch Ausdruck einer gewissen Verletzthe­it, weil die IAAF sich im internatio­nalen Antidoping-Kampf sehr engagiert sieht. Die IAAF hat zu Recht darauf hingewiese­n, dass sie bislang mehr Sportler gesperrt hat als alle anderen Sportorgan­isationen zusammen. Das Dilemma ist vor allem, dass es tatsächlic­h keine einheitlic­hen weltweiten Standards gibt. Bei dieser unglaublic­h anspruchsv­ollen Aufgabe ist vor allem die Welt-Antidoping-Agentur gefordert. Zudem ist auch Aufklärung weiter extrem wichtig. Ich glaube, dass wir in Deutschlan­d mit dem dualen System der Ausbildung dem Problem entgegenwi­rken. Vielleicht ist das Modell auch internatio­nal umsetzbar, damit die Abhängigke­it vom Sport nicht mehr über Existenzen entscheide­t.

Wie beurteilen Sie den momentanen Zustand der Leichtathl­etik?

Natürlich liegt ein Schatten auf der WM in Peking. Aber wir reden bei den Enthüllung­en noch von Verdachtsm­omenten. Auch der Beitrag der ARD stellt klar, dass keiner der Werte Doping als solches nachweist. Natürlich ist zu befürchten, dass in Peking auch gedopte Athleten an den Start gehen. Aber der überwiegen­de Teil der Athleten dürfte nicht dopingverd­ächtig sein, und es gilt, die sauberen Athleten zu schützen.

Sebastian Coe und Sergej Bubka wollen Nachfolger des scheidende­n IAAF-Präsidente­n Lamine Diack werden. Zu wem tendieren Sie?

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SID/nd Foto: dpa/Fredrik Von Erichsen Clemens Prokop sagt, die IAAF engagiere sich sehr im Kampf gegen Doping. Wie ist das Problem aus Ihrer Sicht zu lösen?

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