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Ohne Abwehrbaus­tellen gegen Klose

Leverkusen tritt in der Qualifikat­ion zur Fußball-Champions-League bei Lazio Rom an

- Von Andreas Morbach, Leverkusen

Zwei Partien, die laut Neu-Leverkusen­er Christophe­r Kramer »mehr nach Achtelfina­le« als nach Qualifikat­ion zur Fußball-ChampionsL­eague klingen – Bayer steht gegen Lazio vor schweren Aufgaben.

Rudi Völler, dem grauhaarig­en ExRömer, war der Respekt anzuhören, als er über Miroslav Klose, seinen aktuellen Nachfolger in der Ewigen Stadt, sprach. »Miro ist zwar schon ein bisschen älter, aber er strahlt noch sehr viel Torgefahr aus. Er lebt den Fußball, ist das Paradebeis­piel für junge Spieler«, betonte Bayers Sportdirek­tor, von 1987 bis 1992 für den AS Rom auf Torejagd, vor dem Wiedersehe­n mit Klose. Der spielt in der italienisc­hen Metropole seit mittlerwei­le vier Jahren für Lazio – und will nun Völlers Leverkusen­ern den Zutritt in die Champions League verstellen.

»Da begegnen sich zwei Teams absolut auf Augenhöhe. Ich kann es kaum abwarten«, brennt der 37-jährige Klose auf das Kräftemess­en mit Leverkusen ums Königsklas­senticket. Am Dienstag steigt das Hinspiel am Tiber, am nächsten Mittwoch das Rückspiel am Rhein. Und der WMRekordto­rschütze prophezeit: »Für uns wird es überhaupt nicht leicht, wir müssen zwei großartige Spiele machen. Es wird eine Schlacht.«

Mit weniger dramatisch­en Worten geht die Angelegenh­eit Roger Schmidt an. Die Sache mit der mäßigen Chancenver­wertung gegen Hoffenheim war für Leverkusen­s Trainer eine Lappalie – 2:1 gewonnen hatte sein Team ja trotzdem. »Ich habe keine großen Baustellen gesehen«, hob Schmidt mit Blick auf die erste Partie gegen Lazio hervor.

Ein besonders scharfes Auge hatte der Chef-Ingenieur der Werkself zuvor auf das Abwehrzent­rum geworfen. Der unrühmlich­e Abmarsch des schlagkräf­tigen Emir Spahic zum HSV, der langfristi­ge Ausfall von Ömer Toprak und die Verletzung von Alternativ­kraft Tin Jedvaj haben in diesem Bereich große Löcher gerissen. Die sollen der 19-jährige Neuzugang Jonathan Tah und der 23-jährige Kyriakos Papadopoul­os füllen.

Gegen die TSG gelang dies dem jungen Duo vorzüglich – und Schmidt atmete erkennbar auf. Die enormen Qualitäten, die in Bayers Offensive schlummern, kennt er schließlic­h zur Genüge. »Deshalb«, verriet der 48jährige Übungsleit­er, »war es für mich auch am wichtigste­n, dass wir unser Spiel in der Innenverte­idigung komplettie­ren.« Speziell darüber habe man in den eigenen Reihen nach dem Pokalsieg in Lotte intensiv gesprochen. Und nun hatten sich die Diskussion­en fürs Erste erledigt.

Tah, für 7,5 Millionen Euro aus Hamburg gekommen, und Papadopoul­os, für 5,5 Millionen Euro aus seinem Schalker Leihspiele­rdasein befreit, überzeugte­n gegen Hoffenheim mit großem Einsatz, Geistesgeg­enwart und Widerstand­skraft. »Das brauchen wir in Rom und in allen weiteren Bundesliga­spielen«, kommentier­te Roger Schmidt erleichter­t – vor dem Gastspiel bei Lazio, das Neuzugang Admir Mehmedi kurzum als »Herkulesau­fgabe« umschrieb.

Der kampfeslus­tige Grieche Papadopoul­os scheint dabei der richtige Mann für den Job in Rom zu sein. »Er hat in der letzten Saison angedeutet, welche Qualität er auf der Innenverte­idiger-Position mitbringt. Er ist trotz seiner 23 Jahre schon extrem erfahren«, sagt Sportchef Völler über den wuchtigen Verteidige­r.

Laut Völlers Charakters­tudie zeichnen Papadopoul­os vor allem »Kampfgeist, Leidenscha­ft und totale Hingabe« aus. Brauchbare Qualitäten für die zwei Duelle gegen Miroslav Klose und seine Kollegen. »Lazio gegen Leverkusen – das hört sich nicht nach einem typischen Playoff-Spiel an. Das klingt mehr nach Achtelfina­le«, findet Mittelfeld­spieler Christoph Kramer, der Bayer aber gut gerüstet sieht für die erste Partie in Italien. Nicht zuletzt dank Papadopoul­os‘ 1,92 Meter großem Nebenmann Jonathan Tah, über den Kramer ehrfurchts­voll sagt: »Er ist ein Bär, ein richtiges Schlachtsc­hiff.« Das passte am Ende doch noch zu Miroslav Kloses martialisc­her Kriegsrhet­orik.

»Da begegnen sich zwei Teams absolut auf Augenhöhe. Ich kann es kaum abwarten.«

Miroslav Klose, Lazio Rom

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Foto: imgo/mika Klose oder Kuranyi – Papadopoul­os (l.) bearbeitet die Stürmer.

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