Ohne Abwehrbaustellen gegen Klose
Leverkusen tritt in der Qualifikation zur Fußball-Champions-League bei Lazio Rom an
Zwei Partien, die laut Neu-Leverkusener Christopher Kramer »mehr nach Achtelfinale« als nach Qualifikation zur Fußball-ChampionsLeague klingen – Bayer steht gegen Lazio vor schweren Aufgaben.
Rudi Völler, dem grauhaarigen ExRömer, war der Respekt anzuhören, als er über Miroslav Klose, seinen aktuellen Nachfolger in der Ewigen Stadt, sprach. »Miro ist zwar schon ein bisschen älter, aber er strahlt noch sehr viel Torgefahr aus. Er lebt den Fußball, ist das Paradebeispiel für junge Spieler«, betonte Bayers Sportdirektor, von 1987 bis 1992 für den AS Rom auf Torejagd, vor dem Wiedersehen mit Klose. Der spielt in der italienischen Metropole seit mittlerweile vier Jahren für Lazio – und will nun Völlers Leverkusenern den Zutritt in die Champions League verstellen.
»Da begegnen sich zwei Teams absolut auf Augenhöhe. Ich kann es kaum abwarten«, brennt der 37-jährige Klose auf das Kräftemessen mit Leverkusen ums Königsklassenticket. Am Dienstag steigt das Hinspiel am Tiber, am nächsten Mittwoch das Rückspiel am Rhein. Und der WMRekordtorschütze prophezeit: »Für uns wird es überhaupt nicht leicht, wir müssen zwei großartige Spiele machen. Es wird eine Schlacht.«
Mit weniger dramatischen Worten geht die Angelegenheit Roger Schmidt an. Die Sache mit der mäßigen Chancenverwertung gegen Hoffenheim war für Leverkusens Trainer eine Lappalie – 2:1 gewonnen hatte sein Team ja trotzdem. »Ich habe keine großen Baustellen gesehen«, hob Schmidt mit Blick auf die erste Partie gegen Lazio hervor.
Ein besonders scharfes Auge hatte der Chef-Ingenieur der Werkself zuvor auf das Abwehrzentrum geworfen. Der unrühmliche Abmarsch des schlagkräftigen Emir Spahic zum HSV, der langfristige Ausfall von Ömer Toprak und die Verletzung von Alternativkraft Tin Jedvaj haben in diesem Bereich große Löcher gerissen. Die sollen der 19-jährige Neuzugang Jonathan Tah und der 23-jährige Kyriakos Papadopoulos füllen.
Gegen die TSG gelang dies dem jungen Duo vorzüglich – und Schmidt atmete erkennbar auf. Die enormen Qualitäten, die in Bayers Offensive schlummern, kennt er schließlich zur Genüge. »Deshalb«, verriet der 48jährige Übungsleiter, »war es für mich auch am wichtigsten, dass wir unser Spiel in der Innenverteidigung komplettieren.« Speziell darüber habe man in den eigenen Reihen nach dem Pokalsieg in Lotte intensiv gesprochen. Und nun hatten sich die Diskussionen fürs Erste erledigt.
Tah, für 7,5 Millionen Euro aus Hamburg gekommen, und Papadopoulos, für 5,5 Millionen Euro aus seinem Schalker Leihspielerdasein befreit, überzeugten gegen Hoffenheim mit großem Einsatz, Geistesgegenwart und Widerstandskraft. »Das brauchen wir in Rom und in allen weiteren Bundesligaspielen«, kommentierte Roger Schmidt erleichtert – vor dem Gastspiel bei Lazio, das Neuzugang Admir Mehmedi kurzum als »Herkulesaufgabe« umschrieb.
Der kampfeslustige Grieche Papadopoulos scheint dabei der richtige Mann für den Job in Rom zu sein. »Er hat in der letzten Saison angedeutet, welche Qualität er auf der Innenverteidiger-Position mitbringt. Er ist trotz seiner 23 Jahre schon extrem erfahren«, sagt Sportchef Völler über den wuchtigen Verteidiger.
Laut Völlers Charakterstudie zeichnen Papadopoulos vor allem »Kampfgeist, Leidenschaft und totale Hingabe« aus. Brauchbare Qualitäten für die zwei Duelle gegen Miroslav Klose und seine Kollegen. »Lazio gegen Leverkusen – das hört sich nicht nach einem typischen Playoff-Spiel an. Das klingt mehr nach Achtelfinale«, findet Mittelfeldspieler Christoph Kramer, der Bayer aber gut gerüstet sieht für die erste Partie in Italien. Nicht zuletzt dank Papadopoulos‘ 1,92 Meter großem Nebenmann Jonathan Tah, über den Kramer ehrfurchtsvoll sagt: »Er ist ein Bär, ein richtiges Schlachtschiff.« Das passte am Ende doch noch zu Miroslav Kloses martialischer Kriegsrhetorik.
»Da begegnen sich zwei Teams absolut auf Augenhöhe. Ich kann es kaum abwarten.«
Miroslav Klose, Lazio Rom