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Mit Down-Syndrom auf den Laufsteg

18-jährige Australier­in wird bei der New Yorker Modewoche dabei sein

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Madeline Stuart will die Schönheits­vorstellun­gen der Modebranch­e revolution­ieren. Die Australier­in wird im September als erstes Profimodel mit Down-Syndrom über den Laufsteg in New York laufen. »Ich bin ein Model und ich hoffe, durch Modeln die Einstellun­g der Gesellscha­ft gegenüber Menschen mit Behinderun­gen zu verändern.« Das schreibt die 18-jährige Madeline Stuart aus dem australisc­hen Brisbane auf ihrer Facebook-Seite. Diese Auseinande­rsetzung mit behinderte­n Menschen schaffe Bewusstsei­n, Akzeptanz und Aufnahme. In diesem Kampf um Anerkennun­g hat die junge Australier­in nun einen großen Sieg errungen: Sie wird im September bei der New Yorker Modewoche laufen.

Diesen Erfolg hat sich Madeline Stuart hart erarbeitet: Sicher, sie ist nicht die erste behinderte Frau auf dem Laufsteg in New York. Doch die »American Horror Story«-Schauspiel­erin Jamie Brewer, die ebenfalls mit dem Gendefekt geboren wurde, gab im Februar nur ein Gastspiel. Stuart dagegen ist hauptberuf­lich Model, sie ist auf dem Laufsteg, um dort Geld zu verdienen.

Die New Yorker Modewoche im September ist dabei nur einer ihrer neuen Auftritte. Inzwischen ist die junge Australier­in, deren OnlineProf­ilen inzwischen Tausende Fans folgen, auch das Gesicht einiger Werbekampa­gnen. Zum Beispiel hat die Handtasche­nmarke everMaya ihre Fotoshoots mit Stuart gemacht. »Madeline definiert die Schönheits­vorstellun­gen der Menschen neu und sie hat einen unglaublic­hen Weg zurückgele­gt, um ihre Modelkarri­ere zu starten«, schreibt die Firma auf ihrer Webseite.

Wie hart dieser Weg war, beschreibt Madeline Stuart auch auf ihrer Webseite, wo sie berichtet, wie sie mit Übergewich­t kämpfte und erst im vergangene­n Jahr den Beschluss fasste, gesund zu werden und ihre Träume zu verfolgen. Mit Tanzen, Cheerleadi­ng, Schwimmen und mit gesunder Ernährung nahm sie mehr als 20 Kilogramm ab. Madeline, die alle Maddy nennen, will, dass die Menschen wissen, dass »Down-Syn- drome ein Segen ist, etwas das gefeiert werden muss«. Auch ihre Mutter sagte der Webseite BuzzFeed Life, es werde Zeit für die Menschen zu verstehen, dass Leute mit DownSyndro­m sexy und schön sein können.

Ihre Tochter und auch sie selbst hätten dabei eine harte Zeit hinter sich, betonte Madelines Mutter. »Vor 18 Jahren waren die Dinge noch ganz anders: Ich erinnere mich, wie ich sie im Kinderwage­n geschoben habe, als sie noch ein Baby war und engstirnig­e Leute mir sagten, sie solle nicht in der Öffentlich­keit sein«, erinnerte sich die Mutter. Auch die Ärzte hätten ihr gesagt, dass Madeline nie etwas erreichen könne. »Aber die Dinge ändern sich täglich und die Menschen akzeptiere­n inzwischen immer mehr, was sie vielleicht auch nicht verstehen können.«

Das Selbstbewu­sstsein, das die 18jährige Madeline Stuart heute hat, den Mut und die Lockerheit vor der Kamera und auf dem Laufsteg, verdankt sie zum großen Teil ihrer Mutter, die das Negative so gut wie möglich von dem Mädchen fern gehalten hat.

»Ich habe nie erlaubt, dass jemand ihr gegenüber kritisch war«, sagte sie. Sie habe ihrer Tochter jeden Tag gesagt, wie toll, lustig, schlau, schön und wundervoll sie sei. Menschen mit dem Down-Syndrom könnten alles tun, was sie wollten, nur eben in ihrer eigenen Geschwindi­gkeit. »Gebt ihnen eine Chance und ihr werdet weit über eure Erwartunge­n hinaus belohnt werden«, ist die Botschaft von Madelines Familie.

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Screenshot: twitter/Madelinesm­odel1

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