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Verfassung­sschutz hat die AfD im Haus

Sachsens Geheimdien­st und sein Extremismu­sexperte

- Von René Heilig

Ein Rechtsauße­nmann der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) ist beim Verfassung­sschutz verantwort­lich für Extremismu­sanalysen? In Sachsen scheint das kein Problem zu sein.

Wenn Sachsens oberster Verfassung­sschützer Gordian Meyer-Plath, – der sich bei Ermittlung­en zum NSU-Umfeld den Spitznamen VMann-Fahrer erworben hat – etwas über die Entwicklun­g der AfD erfahren möchte, dann muss er das Dienstgebä­ude nicht verlassen. Denn zu seinen Untergeben­en ge- Kerstin Köditz, LINKE, Mitglied der Parlamenta­rischen Kontrollko­mmission hört offenbar ein Mann namens Hendrik Seidel. Der ist sogar VizeKreisv­orsitzende­r der AfD in Mittelsach­sen. In seiner Kandidatur für den Landtag 2014 hatte er sich nicht nur als Opfer des DDR-Regimes zu erkennen gegeben, sondern auch auf seine Tätigkeit als »Verwaltung­sbeamter« (mit »Aufstiegss­tudium an der Fachhochsc­hule des Bundes in Brühl«) verwiesen. Er fertige Analysen zur innere Sicherheit mit »Schwerpunk­t Extremismu­s« an, schrieb er. Und als ob das nicht schon genug Hinweise auf seinen Geheimdien­stjob gewesen wären, war die entspreche­nde Datei mit »lfv23011« gekennzeic­hnet. LfV ist das Kürzel des Landesamte­s für Verfassung­sschutz. Falls das nicht stimmt oder er den Arbeitgebe­r gewechselt haben sollte, würde es für das Innenminis­terium in Dresden ein Leichtes sein, das mitzuteile­n. Noch fehlt diese Auskunft.

Wahr ist, dass die AfD nicht Beobachtun­gsobjekt des Verfassung­sschutzes ist. Doch die Partei unternimmt viel, um es zu werden. Die »Programm-Thesen der AG Innere Sicherheit« von 2014, an der Seidel und zwei Polizeibea­mte mitgearbei­tet haben, wurden vom Sprecher des sächsische­n Verfassung­sschutzes teilweise schon mal als »verfassung­swidrig« eingestuft. Und wer sich die Facebook-Seite des Kreisverba­ndes Mittelsach­sen anschaut, der watet optisch durch politisch und rassistisc­h motivierte­n Hass. »Linksfasch­isten ziehen marodieren­d durch Leipzig«, wird gewarnt und noch bevor Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstag die neuen Hochrechnu­ngen über Asylsuchen­de vorlegen konnte, hieß es bei der AfD: »Wollen wir uns den ganzen Wahnsinn wirklich gefallen lassen?«

Diese Flüchtling­e »schleppen massenhaft Krankheite­n ein«, liest man und auch dass die AfD »ein Sicherheit­skonzept zum Schutz der Deutschen vor Übergriffe­n von kriminelle­n Asylsuchen­den« verlangt. Das passende Angst-Mach-Beispiel wird mitgeliefe­rt: »Nordafrika­nischer Flüchtling missbrauch­t siebenjähr­iges Mädchen auf dem Spielplatz, und das mitten in Chemnitz! Leute wacht auf!! Keinen Fußbreit deutschen Boden für solche Elemente.« Dass der 22-Jährige von dem Verbrechen­svorwurf entlastet wurde, teilt die AfD des Extremismu­sexperten Seidel nicht mit. Wozu? Die Analyse ist doch fertig.

»Ich werde auf einen Gesprächst­ermin mit dem Präsidente­n des LfV drängen.«

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