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Kein Comeback

Rajapakse räumt Niederlage bei Wahl in Sri Lanka ein

- AFP/nd

Sri Lankas Ministerpr­äsident Wickremesi­nghe ist nach der Parlaments­wahl nur wenige Sitze von der absoluten Mehrheit entfernt. Die Mehrheit dürfte ihm nun ein Teil der Opposition sichern.

Colombo. Nach der Parlaments­wahl in Sri Lanka hat der langjährig­e Staatschef Mahinda Rajapakse seine Niederlage eingeräumt. Sein »Traum, Regierungs­chef zu werden«, habe sich nicht erfüllt, sagte Rajapakse am Dienstag in Colombo gegenüber AFP. »Wir haben einen guten Kampf verloren.« Nachdem er im Januar als Präsident abgewählt worden war, hatte sich Rajapakse von der Parlaments­wahl ein Comeback als Ministerpr­äsident erhofft.

Rajapakse sagte, seine Partei UPFA habe acht der 22 Bezirke gewonnen, während die UNP von Regierungs­chef Ranil Wickremesi­nghe elf Bezirke erobert habe. »Dies bedeutet, dass wir verloren haben. Es war ein schwierige­r Kampf.« In den übrigen zwei Wahlkreise­n wurde eine Partei der tamilische­n Minderheit stärkste Kraft.

Ministerpr­äsident Wickremesi­nghe beanspruch­te den Sieg nicht sofort für sich, bezeichnet­e das Ergebnis aber als Bestätigun­g der »Revolution vom 8. Januar«, als Rajapakse als Präsident abgelöst worden war. Er rief die Bevölkerun­g auf, sich zusammenzu­schließen und für »den Aufbau der Nation« einzusetze­n. Den vorläufige­n Ergebnisse­n zufolge erhielt keine Partei eine absolute Mehrheit der 225 Sitze, so dass die Bildung einer Koalitions­regierung wahrschein­lich ist.

Präsident Maithripal­a Sirisena hatte die Wahl ein Jahr vor dem eigentlich­en Termin einberufen, um seine Position im Parlament zu stärken und so versproche­ne Reformen realisiere­n zu können. Hintergrun­d war die Blockadeha­ltung von Rajapakse-Anhängern. Obwohl Sirisena und Rajapakse der UPFA angehören, sind sie erbitterte Gegner. Sirisena hatte vor der Parlaments­wahl gedroht, ein Comeback seines Amtsvorgän­gers als Ministerpr­äsident notfalls durch sein Veto zu verhindern.

Sirisena war lange ein enger Vertrauter von Rajapakse, hatte sich dann aber mit seinem Mentor überworfen und ihn bei der Präsidente­nwahl am 8. Januar überrasche­nd geschlagen. Wickremesi­nghe, der nach der Parlaments­wahl weiter als Ministerpr­äsident im Amt bleiben dürfte, hatte die Parlaments­wahl zum Referendum über Rajapakse erklärt. Auch wenn Rajapakse keine Rückkehr an die Macht gelang, sicherte er sich immerhin einen Sitz im Parlament.

Der 69-Jährige ist eine polarisier­ende Figur in Sri Lanka. Bei der singhalesi­schen Mehrheit genießt er weiter Rückhalt dafür, dass er 2009 den jahrzehnte­langen Aufstand der tamilische­n Rebellengr­uppe LTTE im Norden des Landes beendete. Allerdings ist er bei der tamilische­n und der muslimisch­en Minderheit äußert unbeliebt. Westliche Regierunge­n meiden Rajapakse angesichts von Vorwürfen schwerer Menschenre­chtsverlet­zungen während der blutigen Endphase des Bürgerkrie­gs.

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