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Bärgida provoziert in Moabit

Pegida-Ableger spielt alle drei Strophen des »Liedes der Deutschen«

- Von Florian Brand

Vom Hauptbahnh­of zum Landesamt für Gesundheit und Soziales und weiter zum Deportatio­nsmahnmal auf der Putlitzbrü­cke – Rechte provoziere­n erneut mit ihrem Marsch durch den Kiez.

Wie auch in der vergangene­n Woche zogen am Montag »besorgte Bürger«, Rechtsextr­eme und angeblich »ahnungslos­e« Bärgida-Teilnehmer durch die Straßen der Hauptstadt. Erneut provoziert­en sie mit ihrer Abschlussk­undgebung vor einem geschichts­trächtigen Ort, dem Deportatio­nsmahnmal auf der Putlitzbrü­cke in Moabit. Besonders brisant: im Rahmen der Abschlussk­undgebung des Aufzuges ertönten alle drei Strophen des »Liedes der Deutschen« aus dem Lautsprech­erwagen des Veranstalt­ers. Das bestätigte die Polizei in einer Stellungna­hme dem »nd«.

Nach Polizeiang­aben versammelt­en sich zu Beginn der Veranstalt­ung vor dem Hauptbahnh­of gegen 19.50 Uhr rund 135 Teilnehmer. Anschließe­nd zogen diese durch Moabit, vorbei am Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), wo seit Wochen Asylsuchen­de in den angrenzend­en Parks campieren, und weiter Richtung SBahnhof Westhafen zur Abschlussk­undgebung auf der Putlitzbrü­cke.

Es flogen Eier, die jedoch keinen beträchtli­chen Schaden anrichtete­n. Zwei Personen wurden kurzfristi­g von der Polizei zur Identitäts­feststellu­ng festgesetz­t. Darüber hinaus blieb es ruhig, teilte ein Pressespre­cher der Polizei mit.

Gegner des Berliner Pegida-Ablegers kritisiert­en das Vorgehen der Polizei. So habe es im Vorfeld falsche Informatio­nen von Seiten der Polizei über den wahren Verlauf der Demonstrat­ionsroute der Islamfeind­e gegeben, sagte Aktivist Dirk Stegemann. Kommunizie­rt wurde, dass die Route von Bärgida vom Hauptbahnh­of zum Alexanderp­latz in Mitte verlaufen sollte, so Stegemann. Damit sei erneut das Versammlun­gs- und Demonstrat­ionsrecht ausgehebel­t worden. Stegemann sagte weiter: »Für mich ist das, nach dem ganzen Chaos durch den Berliner Senat und die menschen- unwürdigen Bedingunge­n um das LAGeSo, eine fortgesetz­te Eskalation­sstrategie, denn die Polizei weiß ganz genau, dass Flüchtling­e sich vorm LAGeSo aufhalten«.

Auf Anfrage von »neues deutschlan­d« kommentier­te die Pressestel­le der Polizei die Vorwürfe wie folgt: »Da spontan eine neue Route angemeldet wurde, konnte diese vorab nicht bekannt gegeben werden.« Demnach sei von den Bärgida-Veranstalt­ern gegen 19:50 Uhr eine neue Route zum S-Bahnhof Westhafen angemeldet und die alte abgemeldet worden.

»Es ist keineswegs eine neue Strategie der Szene, durch spontan Anoder Ummeldunge­n von Aufmärsche­n die Mobilisier­ungszeit für die Zivilgesel­lschaft zu verkürzen«, sagt Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextr­emismus (MBR). »Gerade, weil Bärgida bei ihren Routen auf Provokatio­n setzt, hoffe ich auf ausreichen­de Sensibilit­ät bei der Versammlun­gsbehörde, Gedenk- und andere sensible Orte vor solchen Aufmärsche­n von angetrunke­nen und aggressive­n Rassisten zu schützen«, so Klose weiter.

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