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Niedlicher Deichbauer, gefährlich­e Landplage

Die Rückkehr der Biber macht Landwirten und Deichschüt­zern das Leben schwer – Biber-Manager sollen vermitteln

- Von Gudrun Janicke dpa/nd

Biber haben es schwer: Ihr Treiben als flinke Baumeister wird argwöhnisc­h beäugt. Dafür gibt es selten Beifall. In Brandenbur­g wollen einige dem Nager am liebsten an den Kragen.

Gefällte Bäume, Burgen, Dämme – damit machen sich die unter Schutz stehenden Biber so manche Feinde – bei den Menschen. Die größten Konflikte in Deutschlan­d im Zusammenle­ben von Mensch und Tier gibt es derzeit in der Oder-Region. In denen sollen ab Herbst vom Land eingesetzt­e Biber-Manager vermitteln.

»Das ist möglich«, sagt der Bayer Peter Martin, der seit 2002 in seiner Heimat im Landkreis München diesen Job macht. Der 67-Jährige verhandelt mit Freund und Feind des Bibers. Erfolgreic­h sind auch Biberbetre­uer in Sachsen unterwegs.

Kritiker im Oderbruch beklagen vor allem, dass wegen der Biber Felder unter Wasser stehend und die Keller der Häuser volllaufen. Regelmäßig bei Hochwasser werden ihnen auch Deichschäd­en zugeschrie­ben.

In den Bundesländ­ern im Osten leben rund 10 000 Exemplare der Unterart Elbe-Biber (Castor fiber albi- cus). Vor 100 Jahren waren die Tiere fast ausgestorb­en: Fleisch und Fell waren begehrt. Einem Drüsensekr­et wurde zudem potenzstei­gernde Wirkung zugeschrie­ben. Inzwischen ist der Bestand aber stabil – auch weil der Biber unter Schutz steht.

»Biber sind einfach eine Landplage«, sagt der Geschäftsf­ührer des Brandenbur­ger Bauernbund­es, Reinhard Jung. Millionens­chäden müssten verkraftet werden, denn mit ih- ren scharfen Zähnen könnten die Nagetiere dicke Bäume fällen, Straßen unterhöhle­n, Abflüsse verstopfen oder Deiche durchlöche­rn.

Brandenbur­g will nun in Brüssel prüfen lassen, ob der Schutzstat­us reduziert werden kann. Nach einer Verordnung erhalten jetzt Gewässerer­haltungsve­rbände 300 000 Euro für die Sicherung von Deichen. Auch dürfen Tiere in Einzelfäll­en gefangen oder gejagt werden.

Aus Sicht des Landesjagd­verbandes lässt sich die Population gut über das Jagdrecht regulieren. »Ortsansäss­ige Jäger kennen die Gegebenhei­t am besten«, sagt Geschäftsf­ührer Georg Baumann. Der Landkreis Märkisch-Oderland will Gebiete ausweisen, in denen Biber nichts zu suchen haben. Sie sollen umgesiedel­t oder – wenn nötig – getötet werden.

Jenseits der Grenze, in Polen, ist der unter Schutz stehende Biber nicht zum Abschuss freigegebe­n. Sehr zum Unwillen der Landwirte ist die Zahl der Tiere von 100 Exemplaren in den 1950er Jahren auf 90 000 gestiegen.

Naturschüt­zer nehmen den Biber in Schutz. die Nager seien nützlich für den Natur- und Artenschut­z. »Es muss mehr aufgeklärt und beraten werden«, sagt die Geschäftsf­ührerin des Brandenbur­ger Naturschut­zbundes, Christiane Schröder. Für manche Schäden seien auch nicht unbedingt die Biber verantwort­lich.

Peter Martin, in dessen Revier 50 Biberfamil­ien leben, glaub, dass Manager helfen können. »Nur ganz wenige Biber machen Ärger. Dann muss der Konflikt gelöst werden.« Zuletzt musste in seiner Region 2013 eine vierköpfig­e Biberfamil­ie getötet werden, weil deren Damm eine Tankstelle bedrohte.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Biber am Ufer einer überschwem­mten Oderwiese bei Lebus

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