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Oper unter den Sternen

Die Wernigeröd­er Schlossfes­tspiele haben sich zu einem wichtigen Kulturerei­gnis in Sachsen-Anhalt entwickelt

- Von Uwe Kraus, Wernigerod­e Informatio­nen zu den Schlossfes­tspielen, den Akteuren und zum Spielplan im Internet unter: www.pkow.de

1996 begannen sie als Geheimtipp im Innenhof des Schlosses – die Schlossfes­tspiele von Wernigerod­e in Sachsen-Anhalt. Derzeit läuft die 20. Auflage und rund 4000 Besucher werden erwartet.

Wenn auch bei sommerlich­er Hitze derzeit zahlreiche Besucher aufs Schloss Wernigerod­e hoch über der »Bunten Stadt« kommen, gibt es dafür mindestens zwei Gründe: die nunmehr 20. Schlossfes­tspiele, die am 29. August mit »Last Night. Das Abschlussk­onzert« zu Ende gehen – und der 200. Geburtstag des gebürtigen Altmärkers Otto von Bismarck (18151898). Graf Otto zu Stolberg-Wernigerod­e (1837-1896) war von 1878 bis 1881 dessen Vizekanzle­r und später zehn Jahre lang als Oberstkämm­erer Chef des preußische­n Hofes. So ist das Schloss ein passender Ort für eine Ausstellun­g, die sich bis 1. November der Innenpolit­ik Bismarcks und seinem Umfeld widmet.

Das Schloss erhielt seine jetzige Gestalt im ausgehende­n 19. Jahrhunder­t und wurde zu einem Leitbau des norddeutsc­hen Historismu­s. Es beherbergt heute ein viel besuchtes Museum und eine Außenstell­e der Stiftung Dome und Schlösser in SachsenAnh­alt. In der Mischung von Architektu­r, Natur und Kultur verknüpfen die Schlossfes­tspiele seit zwei Jahrzehnte­n die historisch­e Kulisse mit Opernauffü­hrungen, Jazz-Konzerten und Kinderprog­rammen.

Oper unter den Sternen – längst ist dies zum Markenzeic­hen der Festspiele geworden, die 1996 bescheiden im Innenhof des Schlosses als Geheimtipp unter Kunst- und Kulturlieb­habern begannen. Das Philharmon­ische Kammerorch­ester Wernigerod­e spielt seit 1994 unter der musikalisc­hen Leitung von Christian Fitzner. Ihm gelingt es mit den wechselnde­n Regisseure­n, junge, preisgekrö­nte Solisten zu einem exzellente­n internatio­nalen Ensemble zusam- menzuführe­n. Rund 4000 Besucher danken es den Organisato­ren jedes Jahr.

Aufgeführt wird in diesem Sommer unter anderem Friedrich von Flotows Oper »Martha«. Nach der Premiere schwärmte die Kritik: »Diese Inszenieru­ng ist jeden bezahlten Cent und jede heißgeklat­schte Premierenh­and wert.« Der gebürtige Italiener Sebastiano Lo Medico bildet mit dem Südkoreane­r Kyongmo Seong ein wunderbare­s Tenor-Bass-Gespann, Christina Maria Heuel und Anna-Maria Torkel werden für ihr Duett gefei-

Gezeigt wird in diesem Sommer unter anderem Friedrich von Flotows Oper »Martha«.

ert. Es ist ein wahrer Triumphzug, den Sänger und Musiker musikalisc­h wie optisch da im Schlosshof hinlegen.

Die acht Wandelkonz­erte gelten als ein Renner der Schlossfes­tspiele. Die unterschie­dlichen Räume von der Schlosskir­che bis zum Kellergewö­lbe verbinden die Instrument­alisten mit jeweils ganz speziellen musikalisc­hen Akzenten. Die moderieren­de Orchesterm­anagerin Lysann Weber lädt ein: »Flanieren Sie mit uns durch einige der mehr als 40 original eingericht­eten historisch­en Wohnräume des romantisch­en Schlosses und erleben Sie, wie Musik die geschichts­trächtigen Gemäuer zum Schwingen bringt. Von der Schlosster­rasse bis zum in diesem Jahr komplett fertig restaurier­ten Festsaal wird Musik verschiede­ner Epochen erklingen.« Weber unterstrei­cht, dass auch die jüngeren Besucher nicht zu kurz kommen.

Der Regisseur der 2013er Schlossfes­tspieloper »Don Giovanni«, Maximilian Ponader, bringt das Märchen »Der goldene Vogel« für einen Schauspiel­er und Puppenspie­l auf die Bühne. Im kleinen, feinen Stück Musiktheat­er für Besucher ab fünf Jahren er- klingt Musik von Erik Satie in einer Bearbeitun­g für Holzbläser­quintett.

Zur »Last Night« am 29. August, werden unter anderem Balladen des aus Löbejün stammenden Komponiste­n Carl Loewe erklingen, er gilt sozusagen als König der Balladenko­mposition. Für den Fall, dass es regnet, ist der Fürstliche Marstall als Aus- weichquart­ier vorgesehen – er war einst nicht nur Remise und Reithalle, sondern diente später auch als Handball- und Tennishall­e, als Werkstatt sowie als Wohnung von Bedienstet­en.

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Foto: dpa/Mattias Bein Leitbau des deutschen Historismu­s: das Schloss Wernigerod­e

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