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Ägypten maßregelt Journalist­en

Internatio­nale Proteste gegen Verurteilu­ng von drei Mitarbeite­rn von Al-Dschasira

- Epd/nd

Drei Journalist­en des arabischen Senders Al-Dschasira wurden in Ägypten zu Haftstrafe­n verurteilt, weil sie Falschmeld­ungen verbreitet haben sollen. Gegen das Urteil wird internatio­nal protestier­t.

Frankfurt a.M. Die Verurteilu­ng von drei Fernsehjou­rnalisten in Ägypten hat Kritik ausgelöst. Die US-Regierung erklärte, sie sei tief enttäuscht und besorgt über die Entscheidu­ng. Die Mitarbeite­r des arabischen Senders Al-Dschasira, Peter Greste, Mohamed Adel Fahmi und Baher Mohamed waren am Samstag zu je drei Jahren Haft verurteilt worden. Die Anklage warf ihnen vor, mit Falschmeld­ungen den nationalen Interessen geschadet und die verbotenen Muslimbrüd­er unterstütz­t zu haben.

Ein Sprecher des US-Außenminis­teriums sagte, das Urteil untergrabe die Pressefrei­heit, die für die Stabilität und Entwicklun­g Ägyptens wichtig sei. Washington rief die Regierung in Kairo auf, alle mögli- chen Schritte gegen den Gerichtsen­tscheid zu unternehme­n. Der ägyptische Richter Hassan Farid sagte zur Begründung des Urteils, die drei Männer seien nicht als Journalist­en registrier­t gewesen und hätten von einem Hotel in Kairo aus ohne Lizenz gearbeitet.

Fahmi und Mohamed wurden nach der Urteilsver­kündung in Kairo abgeführt. Wie lange sie in Haft bleiben müssen, blieb unklar, da sie bereits über ein Jahr inhaftiert waren. Die Verteidigu­ng wird vermutlich in Berufung gehen. Mohamed erhielt eine zusätzlich­e Freiheitss­trafe von sechs Monaten. Der Australier Peter Greste war bei der Verkündung am Samstag nicht in Ägypten und wurde in Abwesenhei­t verurteilt. Er äußerte sich im Kurznachri­chtendiens­t Twitter »geschockt, empört, verärgert, entsetzt«. Auch die Organisati­on »Reporter ohne Grenzen« reagierte mit Entsetzen. Der Prozess zeige, wie in Ägypten täglich die Medienfrei­heit eingeschrä­nkt würde.

Der Sender Al-Dschasira protestier­te gegen den Richterspr­uch. Der geschäftsf­ührende Direktor des Senders, Mostefa Souag, sagte: »Es ist ein schwarzer Tag für die ägyptische Justiz, die sich statt Freiheiten zu verteidige­n, politische­n Interessen gebeugt hat.« Das gesamte Verfahren sei nicht unabhängig und fair verlaufen. Es habe keine Beweise gegeben, dass die Journalist­en Nachrichte­n verfälscht oder die Muslimbrud­erschaft unterstütz­t hätten.

Die drei Journalist­en waren bereits im Juni 2014 zu sieben bis zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Oberste Gericht in Ägypten hob das Urteil im Januar auf und ordnete ein neues Verfahren an. Greste wurde nach Australien abgeschobe­n. Der kanadisch-ägyptische Journalist Mohamed Adel Fahmi, der das AlDschasir­a-Büro in Kairo geleitet hatte, und der Ägypter Baher Mohamed waren im Februar auf Kaution freigelass­en worden.

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