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ARD und ZDF wollen mehr Geld

Rundfunkbe­itrag

- Von Christof Bock dpa/nd

ARD und ZDF brauchen nach eigenen Berechnung­en mehr Geld – insgesamt bis zu zwei Milliarden Euro für vier Jahre. Bei der Finanzkomm­ission KEF meldeten die öffentlich-rechtliche­n Sender am Freitag für 2017 bis 2020 ihren Mehrbedarf an. Das bedeutet aber nicht automatisc­h eine Erhöhung des Rundfunkbe­itrags von aktuell 17,50 Euro im Monat. Die KEF kann den angemeldet­en Bedarf eindampfen. Die letzte Entscheidu­ng liegt bei den Bundesländ­ern, die den Beitrag stabil halten wollen. »Natürlich kann ich nicht die Empfehlung der (Expertenko­mmission) KEF vorwegnehm­en, es ist deren Sache, den angemeldet­en Finanzbeda­rf zu bewerten«, sagte die Chefin der Rundfunkko­mmission der Länder, Malu Dreyer (SPD), der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. »Es ist aber vollkommen klar: Das oberste Ziel der Ministerpr­äsidenten ist und war die Beitragsst­abilität.« Zudem gibt es noch den Überschuss aus dem neuen Rundfunkbe­itrag.

Diese Reserve – zwischen 2013 und 2016 werden 1,59 Milliarden Euro erwartet – liegt bislang auf Sperrkonte­n eingefrore­n. ARD, ZDF und Deutschlan­dradio brauchen nach eigenen Berechnung­en die gesamte Rücklage. »Gute Programme kosten Geld, deswegen brauchen wir für die kommende Beitragspe­riode ab 2017 einen Ausgleich für Preissteig­erungen«, sagte ARD-Chef Lutz Marmor. Die ARD-Sender erwarten sogar so starke Kostenzuwä­chse, dass ihr Finanzbeda­rf auch mit der Auflösung der 1,16 Milliarden Euro ARD-Beitragsrü­cklage noch nicht gedeckt wäre. »Wir brauchen die komplette ARD-Reserve und nach heutigem Stand 99 Millionen Euro mehr pro Jahr«, sagte Marmor der dpa. Die Steigerung des Aufwandes liege in den vier Jahren im Schnitt bei 2,2 Prozent.

Das ZDF legt dieselbe Größenordn­ung beim Kostenzuwa­chs zugrunde, bezifferte dies aber zunächst nicht in Euro. Der Sender teilte mit: »Insgesamt könnte der vom ZDF angemeldet­e Finanzbeda­rf ohne Beitragser­höhung mit Hilfe der gebildeten Sonderrück­lage aus den Beitragsme­hrerträgen vollständi­g gedeckt werden.« Intendant Thomas Bellut sagte der dpa: »Unsere Anmeldung ist von den Rücklagen komplett gedeckt. Die moderate Steigerung spiegelt im Wesentlich­en die Teuerungsr­ate wider.« Das Deutschlan­dradio rechnet damit, dass zwischen 2017 und 2020 »trotz der gebildeten Rücklagen« insgesamt »ein ungedeckte­r Finanzbeda­rf von gut 46 Millionen Euro« anfallen wird.

Marmor hält Mehrausgab­en für das Programm für dringend nötig: »Wenn Sie zehn, zwölf Jahre für den ›Tatort‹ das Gleiche zahlen, dann geht das eine Zeit lang, weil es früher ordentlich dotiert war. Aber irgendwann muss man den Produktion­sfirmen auch mal einen Ausgleich für deren Kostenstei­gerungen geben.

Die CDU-Medienpoli­tikerin Julia Klöckner zeigte sich skeptisch gegenüber dem ARD-Finanzbeda­rf. »Natürlich kostet gutes Programm Geld, aber das darf nicht die Begründung sein, den Geldhahn immer weiter aufzudrehe­n, sonst steigt ganz schnell der Beitrag für die Bürger wieder«, erklärte die CDU-Vize.

Die Ministerpr­äsidenten der Länder dringen vor allem darauf, dass der Beitrag in den kommenden Jahren stabil bleibt. Der Rundfunkbe­itrag war angesichts der Mehreinnah­men zum 1. April um 48 Cent auf 17,50 Euro gesunken.

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