Auf die Schwergewichte war Verlass
Das deutsche Judoteam übertraf mit drei Einzelmedaillen in Astana ihre WM-Zielvorgabe
Die Olympiageneralprobe der deutschen Judoka ist geglückt. In Kasachstans Hauptstadt gewannen sie zum Abschluss noch lang ersehnte Medaillen.
Die deutschen Judoka scheinen bereit für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. In Kasachstans Hauptstadt Astana konnte sich der Deutsche Judo-Bund (DJB) vor allem auf seine Schwergewichte verlassen und holte drei WM-Einzelmedaillen. Die Krönung verpasste der Leverkusener Karl-Richard Frey, der in der Gewichtsklasse bis 100 kg nur denkbar knapp am ersten deutschen WM- Gold seit schrammte.
»Wenn wir unseren Weg weiter gehen, haben wir gute Chancen bei Olympia«, sagte DJB-Präsident Peter Frese. »Ich will, dass unsere Athleten in Rio nicht nur den Zuckerhut sehen, sondern auch Medaillen.« Zweimal Edelmetall hatte Frese von den insgesamt 18 deutschen WM-Teilnehmern eingefordert. Dank des starken Schlussspurts seiner 100-KiloKolosse Frey und Dimitri Peters (Hannover), die am Samstag Silber und Bronze abräumten, darf der DJB die Titelkämpfe als Erfolg verbuchen.
Allerdings kaschiert der starke letzte Tag der Einzelentscheidungen, an dem fünf von sechs deutschen
zwölf
Jahren
vorbei- Startern in den oberen Gewichtsklassen das Viertelfinale erreichten, auch die durchaus zahlreichen Ausfälle im deutschen Team. Nach den mit zehnmal Edelmetall so erfolgreichen Europameisterschaften in Baku enttäuschten besonders bei den Frauen etliche Medaillenhoffnungen auf ganzer Linie. Europameisterin Marytna Trajdos (Hamburg/bis 63 kg) scheiterte bereits im ersten Kampf, ebenso wie die EM-Dritte Mareen Kräh (Spremberg/bis 52 kg) oder die frühere Weltranglistenerste Miryam Roper (Leverkusen/bis 57 kg). Sorgten die Frauen noch für acht der zehn EM-Medaillen, holte diesmal einzig Luise Malzahn (Halle) in der Klasse bis 78 kg Bronze.
»Bei den European Games in Baku waren die Frauen top, in Astana jetzt die Männer«, so Frese, der den Leistungsabfall vor allem mit der kurzen Vorbereitungszeit erklärte. »Zwischen EM und WM lagen nur acht Wochen. Zwei Großereignisse in so kurzer Folge gehen nicht in Topform.« Es war offensichtlich: Die Frauen waren müder als die Männer.
Klappt der Formaufbau im nächsten Jahr bei Olympia, dann besitzen die deutschen Judoka in Brasilien eine glänzende Perspektive. 2012 gab es in London je zweimal Silber und Bronze. »Ich will, dass der DJB in Rio einen guten Beitrag zur Medaillenstatistik des deutschen Teams leistet«, sagte Frese.