Ein Jahr in Isolation
Neues Mars-Experiment auf Hawaii mit sechs Menschen gestartet
Zur Vorbereitung einer Mission zu fremden Planeten hat in Hawaii ein einjähriges Experiment begonnen: Sechs junge Wissenschaftler wollen zwölf Monate in einem geschlossenen System aushalten.
Ein Jahr auf engstem Raum – dafür haben sich sechs Menschen aus den USA, Deutschland und Frankreich zur Vorbereitung einer bemannten MarsMission entschlossen. Die Teilnehmer des NASA-Experiments ließen sich am Wochenende unter einer Kuppel auf dem Vulkan Mauna Loa auf Hawaii einschließen. Dort sollen sie nun ein Jahr lang abgeschieden von der Außenwelt die Bedingungen einer Mars-Mission simulieren.
Ihr »Zuhause« ist sechs Meter hoch und hat einen Durchmesser von elf Metern. Jeder hat ein Zimmer mit Bett und Schreibtisch. Auf dem Speiseplan der drei Männer und drei Frauen werden Käsepulver, Thunfisch aus der Dose und andere gefriergetrocknete Lebensmittel stehen. Das Außengelände der Unterkunft, das mit seiner steinigen Landschaft an die Mars- Oberfläche erinnert, dürfen sie nur in Raumanzügen betreten. Zum Internet haben sie nur begrenzten Zugang.
Am Experiment nimmt die deutsche Physikerin Christiane Heinicke teil. Die Absolventin der TU Ilmenau schreibt in ihrem Blog: »Wir wollen mithelfen, die ersten Menschen auf den Mars zu bringen. Während jedem sofort einleuchtet, dass man dafür Raumfähren entwickeln muss und Marsstationen und Raumanzüge, unterschätzen viele, dass der wichtigste Faktor der Mensch ist.« Tristan Bassingthwaighte, Architekt, will Erkenntnisse über neue Wohnformen sammeln, um besser »in einer extremen Umgebung auf der Erde und in anderen Welten« leben zu können.
Die NASA ist bislang nur zu unbemannten Mars-Missionen in der Lage. Eine Mars-Sonde an ihr Ziel zu brin- gen, dauert etwa acht Monate – auf der Internationalen Raumstation ISS verbringen die Astronauten üblicherweise nur sechs Monate. Bei einer bemannten Mars-Mission, die die NASA für die 2030er Jahre anvisiert, könnte sich die Reisedauer auf ein bis drei Jahre verlängern. Die Astronauten hätten in all dieser Zeit keinen Zugang zu frischer Luft, frischen Lebensmitteln und müssten weitgehend auf Privatsphäre verzichten.
Um auf diese schwierige Situation vorbereitet zu sein, testet die NASA immer wieder mit Probanden das Leben in Isolation. Die letzten zwei Experimente dauerten vier und acht Monate. Bei einem ähnlichen Versuch in Russland, der 2011 begann, lebten sechs Astronauten sogar 520 Tage in völliger Abgeschiedenheit.
Die NASA hat für ihre drei Isolationsexperimente bislang 1,2 Millionen Dollar (knapp 1,1 Millionen Euro) ausgegeben. Für Weltraumforschung sei das »sehr preiswert«, sagt Wissenschaftlerin Kim Binsted, die das Experiment auf Hawaii verantwortet. »Im Vergleich zu einer Weltraummission, die schief geht, ist das sogar richtig billig.«