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Dublin-Mauer fällt Zug um Zug

Ungarn ließ hunderte Flüchtling­e ausreisen / Debatte über Sonderzüge für Syrer

- Agenturen/nd

Berlin. Es hat schon einmal des Andrangs tausender Menschen bedurft, um die Grenze Ungarns Richtung Österreich zu öffnen. Vor fast genau 26 Jahren ließ Budapest DDR-Bürger, die sich dort versammelt hatten, per Bahn ausreisen – aus »humanitäre­n« Erwägungen, hieß es. Die wären auch heute angebracht, werden aber nicht einmal als Vorwand benutzt.

Nach Angaben der Hilfsorgan­isation Migration Aid saßen zu Wochenbegi­nn bis zu 2000 Asylsuchen­de auf Budapester Bahnhöfen fest, weil ihnen das Einwanderu­ngsamt kein Lager mehr zuweisen konnte. Dass die Polizei am Montag Menschen weiter gen Westen ziehen ließ, war also kein Akt der Menschlich­keit. Hunderte überwiegen­d aus Syrien stammende Flüchtling­e konnten Züge in Richtung Wien, München und Berlin besteigen.

Doch nicht alle kamen über die Grenze. Österreich hält offenbar am bröckelnde­n DublinSyst­em fest. Neben verstärkte­n Verkehrsko­ntrollen auf der Suche nach Schleusern auf den Autobahnen waren Beamte auch auf Bahnhöfen im Einsatz und holten jene Flüchtling­e aus einem Schnellzug, die bereits in Ungarn Asyl beantragt hatten. In immer mehr Fällen bearbeitet aber nicht mehr der EU-Staat den Asyl- antrag, in dem ein Flüchtling erstmals europäisch­en Boden betreten hat. Die Bundesregi­erung hat angekündig­t, bei syrischen Flüchtling­en auf diese Prüfung verzichten zu wollen.

Zu gut mit der Bundesregi­erung gemeint hatten es derweil Journalist­en, die verbreitet­en, Deutschlan­d würde Sonderzüge für syrische Flüchtling­e bereitstel­len. Das Auswärtige Amt nannte diese Meldung »eine Ente«. Menschenre­chtsorgani­sationen fordern indessen sichere Zugänge nach Europa. Dies sei die einzige Möglichkei­t, Flüchtling­e nicht der Willkür von Menschenhä­ndlern auszusetze­n.

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Foto: AFP/Attila Kisbenedek Diese Flüchtling­e haben es in den Zug geschafft, der sie von Budapest nach München bringen sollte – doch nicht alle kamen an.

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