nd.DerTag

Poroschenk­o zwischen den Fronten

- Klaus Joachim Herrmann über die tödlichen Krawalle zur Verfassung­sreform

Mit seinem immer noch zaghaften Versuch einer Verfassung­sreform geriet Präsident Poroschenk­o endgültig und weithin sichtbar zwischen die Fronten. Was den Ultranatio­nalisten und der radikalen Rechten allzu weit geht, ist den Repräsenta­nten des russisch orientiert­en Donbass nicht einmal annähernd weit genug. Die erste Lesung ging über die – blockierte – Bühne der Werchowna Rada. Ihr Preis war mörderisch­er Krawall vor der Haustür.

Aus den Zentren der Ostukraine verlautete wiederum, das so mühselig durchgeset­zte Abstimmung­sergebnis habe nichts gemein mit Sonderrech­ten und damit den Minsker Vereinbaru­ngen. Das hat ja das offizielle Kiew selbst wiederholt versichert. Die brutale Unverschäm­theit des Chefs des Sicherheit­srates Turtschino­w, er wolle den Donezker Chef Sachartsch­enko »in der Plastiktüt­e« serviert haben, blieb selbst an diesem Tag unwiderspr­ochen.

Einem direkten Dialog mit den Bürgern der Ostukraine und dem generell unter Terrorankl­age gestellten Gegner weicht die Zentralmac­ht stets noch selbstgefä­llig und hartnäckig aus. Nur mit Verständig­ung und Kompromiss aber wäre der Konflikt zivilisier­t zu lösen, dazu sollte sich der Präsident endlich bekennen. So ließe sich auch Moskau bei seinem Wort nehmen, dass es ihm nur um das Wohl der Russen gehe. Der für den 1. September angesetzte Waffenstil­lstand aber scheint schon zu Beginn kaum etwas wert zu sein.

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