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Osten besorgt um seinen Ruf

- Dpa/nd

Berlin. Rassistisc­he Ausschreit­ungen in Heidenau und Freital, Pegida-Aufmärsche in Dresden, Brandansch­läge auf ostdeutsch­e Asylunterk­ünfte: Gibt es im Osten mehr gewalttäti­gen Rassismus? Anders als die ostdeutsch­en Ministerpr­äsidenten sieht der Vorsitzend­e der Innenminis­terkonfere­nz, der rheinland-pfälzische SPD-Politiker Roger Lewentz, in den neuen Ländern »eine größere Bereitscha­ft zu einer fremdenfei­ndlichen Radikalisi­erung« als im Westen. Das zeige auch das vom Bundesrat für das NPD-Verbotsver­fahren nachgelief­erte Beweismate­rial, sagte Lewentz der »Welt«. In den Unterlagen seien 370 Ereignisse aufgeliste­t, die die NPD beträfen und sich überwiegen­d im Osten abgespielt hätten.

Zuvor hatte Linksfrakt­ionschef Gregor Gysi vor pauschalen Urteilen gewarnt. »Was in Dresden und in der Umgebung passiert, ist ja nicht typisch für Ostdeutsch­land. Auch dort gibt es klare Mehrheiten gegen den Rechtsextr­emismus«, sagte Gysi der »Saarbrücke­r Zeitung«. Außerdem sei es beim Rechtsextr­emismus immer so gewesen: »Die Anführer kamen aus dem Westen, das Fußvolk aus dem Osten.« Parteichef­in Katja Kipping nannte Rassismus ein gesamtdeut­sches Phänomen.

Am Wochenende hatten die Ost-Ministerpr­äsidenten sich dagegen ausgesproc­hen, ihre Länder an den Pranger zu stellen. Man solle sich hüten, »vorschnell von einem ostdeutsch­en Phänomen zu sprechen«, sagte Brandenbur­gs Regierungs­chef Dietmar Woidke (SPD) der »Welt am Sonntag«. Sein Thüringer Kollege Bodo Ramelow (LINKE) erklärte: »Die Hotspots der braunen Gewalt liegen in allen Himmelsric­htungen verteilt.« Sachsen-Anhalts Reiner Haseloff (CDU) sagte dem »Tagesspieg­el«: »Die große Mehrheit der Ostdeutsch­en ist weltoffen und solidarisc­h.«

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