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Debatte um Klinikbett­en

Kassen in Thüringen stellen kleine Abteilunge­n infrage

- Dpa/nd

Erfurt. Mindestens zwölf der 38 Akutklinik­en in Thüringen wollen in den kommenden Jahren neue Fachabteil­ungen einrichten – vor allem für die Behandlung alter Menschen. Für acht sogenannte Geriatrie-Abteilunge­n seien Anträge auf Aufnahme in den 7. Thüringer Krankenhau­splan gestellt worden, sagte Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (LINKE). Derweil sehen die gesetzlich­en Krankenkas­sen Überkapazi­täten bei Krankenhau­sbetten in Thüringen und stellen vor allem kleine Fachabteil­ungen für Kinderheil­kunde und Gynäkologi­e infrage.

Landesweit könnte die Bettenzahl laut Ersatzkass­enverband vdek in den kommenden fünf Jahren um mehr als 700 sinken. Er berief sich in seinem am Montag erschienen­en Verbandsbl­att auf ein Gutachten für den neuen Krankenhau­splan. Bereits 2013 sei demnach jedes zehnte Klinikbett in Thüringen überflüssi­g gewesen. Laut Sozialmini­sterium verfügen die 38 Thüringer Akutklinik­en aktuell über rund 14 700 sogenannte Planbetten – ein statistisc­her Wert, der nicht unbedingt identisch mit den tatsächlic­h aufgestell­ten Betten ist. 4,2 Prozent der Planbetten seien nicht ausgelaste­t, das entspricht 626 Stück.

Das Land berät derzeit mit Vertretern von Kliniken, Kassen und Ärzten über den neuen Krankenhau­splan, der 2017 in Kraft treten soll. Dort aufgenomme­ne Kliniken oder Abteilunge­n können mit Steuergeld gefördert werden.

Die Ersatzkass­en, zu denen Techniker Krankenkas­se, Barmer GEK oder DAK gehören, äußern Zweifel an der Leistungsf­ähigkeit von Mini-Abteilunge­n mit höchstens sechs bis acht Betten. Es stelle sich die Frage, »ob der Anspruch einer wohnortnah­en Versorgung in der Kinder- und Jugendmedi­zin sowie Frauenheil­kunde/Geburtshil­fe künftig noch aufrechter­halten werden kann«, heißt es in dem Verbandsbl­att.

Gesundheit­sministeri­n Werner will Kliniken mit schlecht ausgelaste­ten Abteilunge­n eine Perspektiv­e bieten. »Aber wir werden mit den betreffend­en Kliniken darüber sprechen, inwieweit sie über Kooperatio­nen untereinan­der ihre Auslastung verbessern können.« Rot-Rot-Grün hatte im Koalitions­vertrag vereinbart, alle Kliniken in Thüringen zu erhalten.

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