Wo die Wiege des ersten Filmtraumpaares stand
Zu »Stumme Klassiker«, 20.8., S. 14
So falsch es ist, die deutsche Filmproduktion immer nur aus dem Blickwinkel der Ufa und ihrer Babelsberger Ateliers zu beschreiben, so falsch ist auch der Text zu Harvey/Fritsch. Lilian Harvey hatte 1926/27, nach ihrer Entdeckung durch Richard Eichberg, bereits in drei Eichberg-Produktionen in den Johannisthaler Filmateliers gespielt, ehe sie 1927 in »Die keusche Susanne« (RE: Richard Eichberg) erstmals gemeinsam mit Willy Fritsch in den gleichen Ateliers spielte.
Die »Wiege« des ersten Traumpaars des deutschen Films stand also in den Johannisthaler Filmateliers. Da alle Filme der Eichberg-Produktion durch den Ufa-Verleih in die Kinos kamen, kannte die Ufa den Goldwert der Harvey als Partnerin ihres Stars Willy Fritsch, und entsprechend waren ihre Bemühungen, die Harvey für die Ufa zu gewinnen. Das gelang 1928 mit einer Ablösungssumme von 75 000 RM.
Der in dem Beitrag genannte Film ist also lediglich der erste gemeinsame Ufa-Film beider. Der spätere UfaStar Willy Fritsch hatte sein Filmdebüt 1921 übrigens ebenfalls in den Johannisthaler Jofa-Ateliers in dem Ludwig Czerny-Film »Miss Venus«.
Johannisthal war in den 20er bis 40er Jahren der zweitgrößte Filmproduktionsstandort in Deutschland. Darüber kann man übrigens zur Zeit in einer Sonderausstellung im Museum Treptow in Johannisthal etwas erfahren.