nd.DerTag

Gerade noch so rechtmäßig

- Christin Odoj über die Zustände im Berliner Justizvoll­zug

Die Liste der Einschränk­ungen, die Berliner Insassen der Justizvoll­zugsanstal­ten hinnehmen müssen, weil es nicht genügend Personal gibt, ist lang. Wie Gefangene berichten, werden sie immer häufiger zum Einschluss in ihre Zellen gerufen, weil es nicht genügend Wärter für die Überwachun­g gibt. Laut Gefangenen­zeitung »Lichtblick« sind die Besuchszei­ten, auch die für Familien, seit Anfang des Jahres drastisch reduziert worden, die so wichtig für die Resozialis­ierung sind. Mitarbeite­r im Vollzug werden zwischen den einzelnen Anstalten hin und her geschoben, damit die Mindestbes­etzung steht. Ein »Ausdruck von Solidaritä­t der Berliner JVA’en« sei das, wie es vom Senat heißt. Erst kürzlich musste das Verwaltung­sgericht Weiterbild­ungsmaßnah­men für Justizbeam­te aus drei Anstalten bestätigen. Sie waren ihnen untersagt worden, weil es für sie keine Vertretung gab. Immerhin, das Problem Personalma­ngel wird nicht geleugnet, nur schöngered­et. Kennt man. Als Reaktion wurde nun die Dienstkräf­teanmeldun­g für den Doppelhaus­halt 2016/17 aufgestock­t.

Ob sich aber für die neu ausgeschri­ebenen Ausbildung­splätze überhaupt genügend Azubis finden, die auch durchhalte­n, bleibt fraglich. Das Anforderun­gsprofil im Justizvoll­zug lässt sich eher schlecht verkaufen. Grundsätzl­ich wird an 365 Tagen im DreiSchich­tsystem gearbeitet. Zwar wurde den Berliner Beamten eine Gehaltserh­öhung versproche­n, dennoch gibt’s in allen anderen Bundesländ­ern mehr Geld.

Dass die gesetzlich­en Anforderun­gen an den Strafvollz­ug laut Senat trotz all der Verstöße noch erfüllt werden, ist als Erfolgsmel­dung schon blanker Zynismus.

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