Beta-Männchen
Leicht ist es sicher nicht, neben einem so dominanten Alphatier wie Bernd Lucke zu bestehen. Der öffentlichkeitsaffine Ökonom mit rechtspopulistischen Ambitionen hatte die AfD nicht nur verlassen, weil diese zu rechtslastig wurde, sondern auch, weil ihm mit Frauke Petry und Alexander Gauland zwei weitere Alphatiere parteiintern Konkurrenz machten. Als Lucke bewusst wurde, dass er den Kampf um die Rudelführung verlieren würde, gründete er mit einigen Getreuen eine neue Partei: die Allianz für Fortschritt und Aufbruch, die unter dem passenden Akronym ALFA firmiert. Programmatisch unterscheidet man sich kaum von der AfD, wie am Montag deutlich wurde, als Lucke zusammen mit zwei Untergebenen die Grundzüge der ALFA-Programmatik« vorstellte. Offenbar beschränkt sich diese derzeit auf Hetze gegen Flüchtlinge. ALFA stehe zwar zum Recht auf Asyl, so Parteivize Bernd Kölmel, »aber man muss den Mut haben, sich gegen die pauschale, unreflektierte Willkommenskultur zu stellen«.
Mit Kölmel hat Lucke einen treuen Adlatus zum Vize ernannt. Der ehemalige Polizist und spätere Rechtspfleger war wie sein Chef lange Jahre CDU-Mitglied und verließ seine Partei aus Ärger über deren Euro-Politik. Der ultrakonservative Lebensschützer baute 2013 den AfD- Landesverband Baden-Württemberg auf und zog 2014 für seine Partei ins Europaparlament. Er gehörte zu den Mitinitiatoren des »Weckruf 2015«, mit dem Bernd Lucke seine Machtbasis innerhalb der AfD festigen wollte. Als das misslang, folgte der treue Kölmel dem Beispiel seines Mentoren und verließ die Alternative.
Als Vizevorsitzender übernimmt Kölmel so die Rolle des Beta-Männchens in der Parteihierarchie. Dass er nicht nur gegen Flüchtlinge austeilen kann, zeigte er im März dieses Jahres, als er auf einer Demonstration gegen die »Frühsexualisierung unserer Kinder« in Baden-Württemberg ein Grußwort verlesen ließ, in dem er sich darüber echauffierte, dass die EU angeblich ein Grundrecht auf Abtreibung installieren wolle.