nd.DerTag

Alter Haudegen reaktivier­t

- Martin Kröger über den neuen Flüchtling­sstaatssek­retär Glietsch

In der Berliner Polizei gab es früher ein Sprichwort. »DWDS – Dieter will das so«, hieß es. Das war nicht unbedingt respektvol­l gemeint, denn der Technokrat Dieter Glietsch aus NordrheinW­estfalen war in der größten Polizeibeh­örde Deutschlan­ds mit ihren 20 000 teils konservati­ven Mitarbeite­rn eher unbeliebt. Dass es Glietsch zwischen 2002 und 2011 dennoch gelang, den Korpsgeist der Berliner Polizei aufzubrech­en und sie zu einer modernen Behörde umzubauen, war eine enorme Leistung, die seinen Durchsetzu­ngswillen unterstrei­cht.

Es ist zwar noch zu früh zu sagen, dass dem Regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) mit der Reaktivier­ung seines Parteifreu­ndes ein Coup gelungen ist. Schließlic­h muss der alte Haudegen sich noch als aktueller Krisenstab­sleiter bewähren. Angesichts seiner früheren Leistungen kann er aber genau der Richtige sein, der die Effektivit­ät der Verwaltung bei der Flüchtling­sunterbrin­gung erhöht.

Natürlich braucht es aber nicht nur Willen, sondern auch eine entspreche­nde Ausstattun­g. Hier ist der Senat gefragt, Personal und Geld zu liefern. Dass sich inzwischen über 400 Mitarbeite­r freiwillig zur Flüchtling­sunterbrin­gung gemeldet haben, ist ein starkes Zeichen. Diese Mitarbeite­r schnellstm­öglich einzuglied­ern, wird Glietschs dringlichs­te Aufgabe sein.

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