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Ein »Kassenrest« von sechs Millionen Euro

Unterhalts­vorschuss, Müllgebühr, Steuern – Bürger schulden den klammen Kommunen Sachsen-Anhalts viel Geld

- Dpa/nd

Geldforder­ungen von Kommunen – da denken die meisten an den Wunsch nach mehr Geld von Bund und Land. Doch es gibt auch andere Forderunge­n in Millionenh­öhe: Geld, das die Bürger schulden.

Magdeburg. Immer wieder ist von den klammen Kommunen die Rede, doch auch klamme oder einfach zahlungsun­willige Bürger stehen bei den Städten und Landkreise­n in Sachsen-Anhalt in der Kreide. Schulden aus nicht gezahlten Gebühren, Steuern und ähnlichem belaufen sich auf Millionens­ummen, wie eine dpa-Umfrage ergab. »Für die Kommunen sind säumige Bürger schon allein deshalb ein Problem, weil es dabei um Mittel geht, die eigentlich schon als Einnahmen eingepreis­t sind«, sagt der Geschäftsf­ührer des Städte- und Gemeindebu­nds Jürgen Leindecker. Zudem sorgten Mahnung und Vollstreck­ung für großen Aufwand und weitere Kosten.

Einer der größten Posten bei den kreisfreie­n Städten und Landkreise­n ist ausgerechn­et ein Vorschuss – nämlich der Unterhalts­vorschuss. Dieser wird Alleinerzi­ehenden gezahlt, wenn das andere Elternteil seinen finanziell­en Verpflicht­ungen für sein Kind nicht rechtzeiti­g oder nur eingeschrä­nkt nachkommt. Anschließe­nd fordern die Behörden die vorgestrec­kten Ausgaben von den säumigen Elternteil­en zurück. Im Altmarkkre­is Salzwedel et- wa bearbeitet die zuständige Stelle derzeit 800 Fälle, die Kosten für den Unterhalts­vorschuss betragen jährlich etwa 1,5 Millionen Euro, wie die Verwaltung mitteilte. Die nicht zurückgeza­hlten Vorschüsse würden im Haushalt des Landkreise­s als »Kas- senrest« geführt. Dieser sei seit 2010 von 1,2 auf fast sechs Millionen Euro angewachse­n. Der Kreis MansfeldSü­dharz meldet rund 6000 Fälle im vergangene­n Jahr und einen Schuldenbe­rg der säumigen Unterhalts­zahler von 14 Millionen Euro. Auch in Dessau-Roßlau macht diese Schuldnerg­ruppe laut Verwaltung den größten Anteil aus.

»Die Schulden beim Unterhalts­vorschuss sind für die Kommunen besonders ärgerlich«, kommentier­t Städte- und Gemeindebu­nds-Ge- schäftsfüh­rer Leindecker. Es sei ein Spagat zwischen der Sorge um das Wohl der Kinder, denen der Unterhalt zustehe, und den Problemen mit den säumigen Elternteil­en.

Doch auch bei Gebühren und Steuern verzeichne­n die Kommunen offene Forderunge­n. Beim Altmarkkre­is Salzwedel sind aktuell gut

Mahnungen und Vollstreck­ungen bedeuten zudem großen Aufwand und weitere Kosten.

220 000 Euro Müllgebühr­en offen – bei einem Abfallgebü­hrenhausha­lt von gut sechs Millionen Euro.

Der Stadt Halle schuldeten säumige Bürger Ende 2014 fast 70 Millionen Euro – und damit knapp 1,5 Millionen Euro weniger als noch vier Jahre zuvor. Rund 40 Prozent der offenen Forderunge­n betrafen nicht gezahlte Steuern.

Auch die Stadtverwa­ltung Magdeburg verzeichne­t vor allem bei der Steuer hohe offene Forderunge­n. Während 2010 gut 22,4 Millionen Euro Bürgerschu­lden in der Landeshaup­tstadt zu Buche standen, waren es drei Jahre später laut Stadtverwa­ltung 17,6 Millionen Euro.

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt Prächtig: der Hallenser Dom, links davor die Neue Residenz. Ende vergangene­n Jahres schuldeten die Hallenser Bürger der Stadt an der Saale fast 70 Millionen Euro.

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