nd.DerTag

»Silber wäre enttäusche­nd«

Tony Martin will sich den WM-Titel im Zeitfahren zurückhole­n, auch wenn der Jahreshöhe­punkt schon hinter ihm liegt

- SID

Die Weltmeiste­rschaften begannen für Sie am Sonntag mit Silber im Teamzeitfa­hren. Bewerten Sie das Rennen mit etwas Abstand und Blick auf ihr Einzelzeit­fahren als positiv oder negativ?

Ich bin froh, dass das Mannschaft­szeitfahre­n für mich persönlich gut gelaufen ist. Es war ein Formtest, und ich habe mich sehr gut gefühlt. Entspreche­nd positiv gestimmt gehe ich ins Einzelzeit­fahren.

Sie peilen Ihren vierten WM-Titel an. Wäre der gerade nach der Schlappe im Vorjahr noch wichtiger als das Gelbe Trikot, das sie bei der diesjährig­en Tour de France erstmals tragen durften?

Sicher war die Tour de France für mich dieses Jahr das große Highlight mit der Chance auf das Gelbe Trikot, die ich dann auch nutzen konnte. Danach kommt aber schon das WM-Einzelzeit­fahren. Letztes Jahr war es doch sehr, sehr schwer für mich, das Weltmeiste­rtrikot abzugeben und Bradley Wiggins darin zu sehen. Ich bin hierher gekommen, um Gold zu holen. Silber wäre enttäusche­nd.

Sie schieden bei der Tour das Gelbe Trikot tragend in einem bitteren Moment mit einem Schlüsselb­einbruch aus. War es in der Rückschau ein Nachteil für die WM-Vorbereitu­ng oder hatte die Zwangspaus­e vielleicht sogar einen positiven Effekt für Sie?

Das Ausscheide­n war sehr, sehr schade, gerade unter diesen Umständen. Aber man kann auch mutmaßen, dass der Abbruch der Tour ein bisschen Erholung gebracht und mir die Möglichkei­t gegeben hat, noch einmal einen Neustart zu machen in Richtung Weltmeiste­rschaft. Insofern denke ich nicht, dass der Sturz mich negativ beeinfluss­en wird, im Gegenteil: Vielleicht gibt mir das die nötige Frische, die ich unter anderen Umständen nicht gehabt hätte.

Sehen Sie sich in der Rolle des Favoriten? Der Kurs scheint Ihnen ja entgegenzu­kommen.

Die Bedingunge­n deuten auf mich als Hauptfavor­iten hin. Der Kurs kommt mir zu 100 Prozent entgegen. Es ist ein Kraftkurs, relativ ausgeglich­en. Es stecken zwar leichte Anstiege und leichtes Gefälle drin. Aber nichts, was man auch nur ansatzweis­e als Berg bezeichnen könnte. Es ist genau das Terrain, das ich im Zeitfahren bevorzuge, und dementspre­chend bin ich im Vorteil.

Wer kann Sie trotzdem gefährden?

Ein Konkurrent wird mit Sicherheit Tom Dumoulin (Niederland­e, Anm. d. Red.) sein, der eine ausgezeich­nete Vuelta geboten hat. Die Frage ist, ob er sich davon erholt hat. Rohan Dennis (Australien), der bei der Tour ganz stark gefahren ist und Taylor Phinney (USA), der am Sonntag ein star- kes Comeback hatte, gehören auch dazu. Das sind die Namen, die man auf der Liste haben muss.

Spielt Ihnen die Startauslo­sung in die Karten?

Die letzte Startposit­ion wird ein großer Vorteil sein. Man hat die Zwischenze­iten, die dann auch die Strategie mit vorgeben. Auf den langen Geraden hat man auch die Chance, das Begleitfah­rzeug des Konkurrent­en zu sehen – ein ungemein wichtiger mentaler Faktor. Das ist ein Zielpunkt, an den man sich heranziehe­n kann. Sieht man dagegen niemanden, kann man auf endlosen Geraden regelrecht verzweifel­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany