Gletscher sterben schneller
2015 könnte weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden
Der Trend zur Erderwärmung hält weiter an. Der August 2015 war der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1880.
Hamburg. 2015 könnte nach Ansicht von Forschern weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen vor 135 Jahren werden. Auch in Deutschland könnte möglicherweise der Rekord gebrochen werden. Bisher sei hierzulande 2014 das wärmste Jahr gewesen, sagte die Vorsitzende der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG), Gudrun Rosenhagen, bei der 10. Deutschen Klimatagung in Hamburg. »Und dieses Jahr ist bis jetzt auf dem besten Wege, diese Zahlen noch zu toppen.«
Der Trend zur Erderwärmung sei ungebrochen. Global fielen zehn und in Deutschland sieben der wärmsten bislang gemessenen Jahre auf das 21. Jahrhundert, heißt es bei der DMG. Bis einschließlich August wich dieses Jahr nach Angaben des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation global bislang um 0,81 Grad vom langjährigen Mittel ab und wäre damit das wärmste Jahr seit 1880.
Der vergangene Monat war nach Messungen der US-Klimabehörde NOAA weltweit der heißeste August seit Aufzeichnungsbeginn 1880. Die Durchschnittstemperatur über Landund Ozeanflächen habe 0,88 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts von 15,6 Grad Celsius gelegen. Damit übertreffe der August 2015 den gleichen Monat des Vorjahres, der der bisherige Rekordhalter war, um 0,09 Grad.
Der August war damit auch nach Februar, März, Mai, Juni und Juli be- reits der sechste Monat der Jahres, der seinen jeweiligen Temperaturrekord geknackt hat, so die NOAA. Temperaturrekorde wurden vor allem in Südamerika, Teilen Afrikas, dem Nahen Osten, dem Westen der USA, Europa und Asien geknackt.
Die Wärme setzt auch den Gletschern in den Alpen zu. Das Sterben der Eisriesen hat sich 2015 beschleunigt. »Der extreme Massenverlust kommt in die Nähe des Rekordjahres 2003«, sagte Andrea Fischer von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich für die Schweiz ab. Überall gebe es große Eisverluste, sagte Glaziologe Andreas Bauder. Vor allem die niedrigeren Gletscher bis 3000 Meter seien »komplett ausgeapert«, sie hätten also ihre schützende Altschneedecke verloren.
Mit dem Klimawandel einher gehe »ganz sicher« eine Erhöhung des mittleren Meeresspiegels, sagte der Leiter des Instituts für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, Prof. Hans von Storch, auf der Tagung. Insofern lägen die Hamburger richtig, wenn sie in Umfragen stets die Furcht vor Sturmfluten an erster Stelle nennen. Es gebe zwar keine Hin- weise, dass auch die Stürme in den vergangenen Jahren stärker geworden seien. Gleichwohl sollte die Zeit genutzt werden, um der für die kommenden 25 Jahre vorhergesagten Erhöhung des Meeresspiegels um bis zu 30 Zentimeter vernünftig begegnen zu können. »Wir müssen nicht sofort mit dem Spaten loslaufen und die Deiche erhöhen«, sagte er. »Aber wir sollten die Zeit nutzen, um uns vorzubereiten.« Bei der bis Donnerstag laufenden Klimatagung beraten rund 250 Wetterkundler und Klimaforscher über die wirtschaftliche und soziale Dimension des Klimawandels.