Geheimdienstler
Seit Monaten verüben kleine Gruppen rechter Israelis Anschläge auf Palästinenser und christliche Einrichtungen; bei einem Brandanschlag Anfang August waren ein 16 Monate alter Junge und seine Eltern getötet worden. Israels Regierung versprach danach, alles zu tun, um die Täter zu fassen. Doch dann ließ der Inlandsgeheimdienst Schin Beth nur mitteilen, man wisse, wer verantwortlich sei, müsse aber Informanten schützen. Nun wurde ein Geheimdienstler aus dem radikalrechten Spektrum neuer Chef der israelischen Polizei.
Roni Alscheich, 52, Sohn jüdischer Einwanderer aus dem Jemen, war bis dahin Vize-Direktor des Schin Beth. Rechte Politiker und Geheimdienstler preisen, er habe eine Vielzahl hoch sensibler Operationen des Schin Beth geführt, sei einer der besten AntiTerror-Spezialisten. Sie verweisen auf die jüngsten gewaltsamen Konfrontationen von Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften in Ost-Jerusalem.
Doch es geht um Erfolge mit einer sehr dunklen Seite. In den 80er Jahren machte sich Alscheich im Schin Beth als Verhörspezialist einen Namen. Auch wenn damals die Anwendung von physischem Druck legal war, habe er laut Regierung, nie Gewalt angewandt, und sich auf »psychologische Methoden« spezialisiert – ein Teil der Wahrheit. In Sicherheitskreisen gilt Alscheich als Urheber von bis heute angewandten Ermittlungsmethoden, bei denen Verdächtige und unbeteiligte Dritte, mit inkriminierenden Informationen erpresst werden. Die Opposition und auch Polizisten befürchten, er könnte versuchen, diese Methoden in die Polizei zu tragen.
Bedenken bestehen auch wegen Alscheichs Nähe zu radikalen Siedlern. Er lebte jahrelang in der Siedlung Kochav haSchahar nördlich von Jerusalem, die zum Teil ohne Genehmigung auf Land in palästinensischem Privatbesitz gebaut wurde, und als Hochburg der radikalen Rechten gilt. Laut Polizei könnten von dort einige der Täter stammen, die den Brandanschlag auf die palästinensische Familie verübten. Die Ermittler beklagen, der Schin Beth halte wichtige Informationen zurück.