nd.DerTag

Kundus – Menetekel der NATO

-

Roland Etzel zur Bombardier­ung eines afghanisch­en Krankenhau­ses

Kundus ist bereits das Schandmal des Afghanista­n-Einsatzes der Bundeswehr seit dem Martyrium für 150 Zivilisten vor sechs Jahren, verursacht von einem deutschen Offizier. Es ist nun mit der Bombardier­ung eines Krankenhau­ses ein weiteres Mal der Ort, der die besondere Art der Kriegsführ­ung der USA in der Region kennzeichn­et. Man muss sie nicht groß erklären. Zuverlässi­g sorgt das Pentagon selbst dafür, dass die in seiner Denkschmie­de produziert­e Wortschöpf­ung vom »Kollateral­schaden« für das Töten von Unbewaffne­ten nicht in Vergessenh­eit gerät.

Die Amerikaner in ihrer Kriegsrout­ine merken nicht einmal, wie zynisch sie die Angelegenh­eit behandeln. Ihr Präsident spricht »den Opfern des tragischen Zwischenfa­lls« sein Beileid aus, aber seine Militärfüh­rung sieht sich auch danach nicht einmal veranlasst, ihre Urhebersch­aft einzugeste­hen. Erst will sie mal »gründlich untersuche­n«, vielleicht findet sich ja noch ein Taliban, dem man etwas in die Galoschen schieben kann.

Eigentlich wäre Kundus Anlass, wenigstens darüber froh zu sein, dass das aktive deutsche Mittun an derlei miesen Jobs bald endet. Das ist aber gerade nicht die Intention der Bundesvert­eidigungsm­inisterin. Und so muss man fürchten: Kundus bleibt das Menetekel für den NATO-Krieg in Afghanista­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany