Neues Studienjahr, alte Probleme
Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern klagen über fehlendes Geld
Tausende Studenten kehren nach der Sommerpause an ihre Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern zurück oder beginnen ein Studium. Trotz besserer Bedingungen wurden nicht alle Probleme gelöst.
Rostock. Dauerklagen über unzureichende Investitionsmittel vom Land, Fehlplanungen, Kostenexplosionen, Bauverzögerungen. In den vergangenen Jahren warfen solche Schlagzeilen immer wieder Schlaglichter auf zum Teil gravierende Defizite an Universitäten und Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern. Auch wenn zahlreiche, zum Teil millionenschwere Vorhaben inzwischen abgeschlossen sind, müssen Studenten im Land teilweise noch immer mit Erschwernissen im Studienalltag leben, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zu Beginn des neuen Studienjahres ergab.
So konstatiert der Rostocker Studentensprecher Florian Fröhlich zwar Fortschritte in der Hansestadt. Es gebe neue Hörsäle mit verbessertem Platzangebot. »Im naturwissenschaftlichen Bereich läuft es nach den hohen Investitionen vergleichsweise gut«, sagt Fröhlich.
Problemfälle blieben aber die Philosophische Fakultät sowie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultäten im sogenannten Bebelto- wer. Diese sollten eigentlich einen neuen Campus bekommen, aber die Umsetzung ziehe sich immer länger hin. Die Bibliothek der Philosophischen Fakultät sei zum Großteil in Containern untergebracht, was die Nutzung erheblich erschwere, berichtet Fröhlich. »Das Land wirbt mit dem ›Meerwert‹, der Strandnähe, um Studenten. Der bessere Mehrwert wären aber optimale Studienbedingungen«, sagt sein Asta-Kollege Clemens Schiewek.
Die vom Land bereitgestellten Gelder reichten nicht, um den über Jahrzehnte aufgelaufenen Sanierungsstau abzubauen, heißt es von der Universitätsleitung. Viele Gebäude an der mit 14 000 Studenten größten Hochschuleinrichtung des Landes entsprächen nicht den aktuellen Standards, müssten aber mangels Alternative weiter genutzt werden. Zudem zieht sich der Klinikneubau für die Universitätsmedizin weiter in die Länge. Die Baukosten hatten sich von zunächst veranschlagten 94,5 Millionen auf 143 Millionen Euro erhöht.
Auch von anderen Hochschulen kommen weiter Klagen über zu wenig Geld. Dem hält Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) entgegen, dass die Mittel für den Neubau mit 80 Millionen Euro im Jahr weiterhin hoch seien und die Zuwendungen für Sanierungsmaßnahmen um 2,5 Mil- lionen Euro aufgestockt worden seien. »Wir haben bei der Mittelzuweisung zudem einen Paradigmenwechsel vollzogen. Es gibt Budgets und jede Hochschuleinrichtung kann somit selbst entscheiden, wo sie die Investitionsschwerpunkte setzt.« Ein ähnliches System sei auch für die Anschaffung wissenschaftlicher Großgeräte geplant.
Auf die Kritik an Fehlplanungen durch den landeseigenen Betrieb für Bau und Liegenschaften (BBL) reagierte der Minister ausweichend: »Den Bau ihrer neuen Mensa hat die Greifswalder Uni selbst in die Hand genommen. Am Ende war jeder Mensaplatz doppelt so teuer wie geplant.«
Wie ein Sprecher der Universität in Greifswald sagte, stehen dort für den Zeitraum von 2012 bis 2020 insgesamt 195 Millionen Euro für Bauinvestitionen zur Verfügung. Ein neues Laborgebäude sei bereits entstanden, ein Hörsaalgebäude und eine Bibliothek neu gebaut worden. Für einen Campus der Geistes- und Rechtswissenschaften würden alte Klinikgebäude saniert. Andere Projekte müssten weiter aufgeschoben werden, wie der Umbau eines Gebäudekomplexes, in dem Spitzenforschung betrieben werde, obwohl die Infrastruktur wie Strom, Wasser, Heizung noch immer »Original-60er-Jahre« sei. Rund 11 000 Studenten zählt die Ernst- Moritz-Arndt-Universität in Greifswald.
An der Hochschule Neubrandenburg stehen zu Beginn des neuen Studienjahres nach abgeschlossener Grundinstandsetzung Foyer und Hörsäle im Hauptgebäude wieder uneingeschränkt zur Verfügung. Dafür seien fünf Millionen Euro eingesetzt worden. Die Arbeiten dort würden aber noch weitergehen, sagte ein Sprecher. Dafür würden Mittel in ähnlicher Höhe bereitstehen. Geplant sei zudem eine Erweiterung der Hochschulbibliothek für die rund 2000 Studenten, und zwar »sobald wie möglich«.
In Wismar, wo das Studienjahr bereits begonnen hat, kämpfen die rund 4000 Studenten mit allzu gut bekannten Problemen. »Wie immer zu Semesterbeginn merken wir, dass Hörsäle und Seminarräume oft viel zu klein sind«, sagte eine Asta-Sprecherin. Einiges löse sich im Laufe der ersten Wochen, nachdem die Erstsemester ihre Studienpläne koordiniert hätten. Nachteilig wirke sich die ausstehende Fertigstellung eines neuen Gebäudes für die Ingenieurausbildung aus. Der zwischenzeitlich verhängte Baustopp habe allerdings nichts mit der Hochschulfinanzierung zu tun gehabt. »Die beauftragte Firma hat Pleite gemacht«, sagte die Sprecherin.