Tausende Wildunfälle in Sachsen-Anhalt
Kollisionen mit Tieren zweithäufigste Unfallursache
Die Tage werden kürzer und viele Tiere aktiver: Im Herbst steigt die Gefahr von Wildunfällen. Da die Tiere vor allem in der Dämmerung aus der Deckung kämen und der Sonnenaufgang in die morgendliche Rushhour falle, sei das Risiko besonders hoch, sagte Wilko Florstedt, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes. Hinzu komme, dass Rotwild derzeit in der Brunft und darum besonders aktiv sei. »Deshalb sollte man unbedingt auch den Straßenrand im Auge behalten«, empfiehlt Florstedt.
Das rät auch Christine Rettig, Sprecherin des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. »Lassen Sie außerdem prüfen, ob die Scheinwerfer so eingestellt sind, dass sie auch den Straßenrand erfassen«, fügte sie hinzu.
Kollisionen mit Wild sind laut Innenministerium die zweithäufigste Unfallursache in SachsenAnhalt. 11 730 Wildunfälle ereigneten sich im vergangenen Jahr. Dabei kamen nicht immer nur die Tiere zu Schaden. 142 Menschen wurden 2014 verletzt, ein Mensch starb. Im ersten Halbjahr 2015 zählte das Ministerium bereits rund 6000 Unfälle mit Wildtieren. 66 Menschen wurden verletzt, davon 13 schwer.
Dabei ließen sich viele Unfälle vermeiden. »Die Wildwarnschilder werden von Autofahrern oft nicht ernst genommen«, sagt Rettig. Viele würden ihre Geschwindigkeit nicht reduzieren und seien unaufmerksam.
Wie gefährlich das werden kann, weiß Sebastian Opitz, Sprecher der Polizeidirektion Ost. Ihm zufolge steigert sich das Aufprallgewicht eines Tieres je nach Geschwindigkeit um ein Vielfaches. »Ein Wildschwein von 80 Kilo hat bei einem Aufprall mit 50 km/h ein Aufprallgewicht von zwei Tonnen. Bei 70 km/h verdoppelt sich das Gewicht, das Tier wiegt dann das drei- bis vierfache eines Pkw«, rechnet Opitz vor.
Die Polizei, der ADAC sowie der Jagdverband appellieren deshalb, das Warnzeichen ernst zu nehmen und das Tempo zu reduzieren. Falls plötzlich ein Tier auf der Straße stehe, gelte: bremsen, abblenden, hupen. Florstedt gibt zu bedenken: »Wo ein Wildtier ist, sind oft noch weitere.«