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Ein Steiger für die Hallenser

Trainer Stefan Böger passt zum HFC – und führt das Team aus dem Tabellenke­ller

- Von Max Zeising, Halle (Saale)

Der Hallenser FC klettert nach dem 1:0-Heimsieg gegen den FC Erzgebirge Aue auf Rang acht der Tabelle in Liga drei.

Bei den Fans von Erzgebirge Aue ist es Usus, vor jedem Spiel ihrer Mannschaft das »Steigerlie­d« zu singen, dessen Ursprung bis ins 16. Jahrhunder­t zurückreic­ht. So geschehen auch vor dem Drittliga-Derby am Sonnabend beim Halleschen FC: »Glück auf, der Steiger kommt. Und er hat sein helles Licht bei der Nacht schon angezündt’«.

Ein Text, wie er auch zu Stefan Böger passen würde. Der neue HFCTrainer, der seit einem Monat im Amt ist, hat bei seinem neuen Verein wieder alle Lampen angemacht. Nachdem die Hallenser zuvor fünf von sechs Saisonspie­len verloren hatten, schaffte Böger die absolute Kehrtwende. Gegen den Zweitligaa­bsteiger und Aufstiegsa­spiranten aus Aue feierten die Hallenser ihren vierten Sieg im sechsten Spiel unter dem neuen Coach. Kurz vor Schluss, in der 87. Minute, erzielte Sören Bertram den entscheide­nden Treffer zum 1:0.

Es ist ein bemerkensw­erter Start des Übungsleit­ers, trat er doch in große Fußstapfen – gemessen an der Amtszeit des Vorgängers. Acht Jahre lang leitete Sven Köhler das Training bei den Hallensern. Er führte die Mannschaft 2012 in die 3. Liga, schaffte dreimal hintereina­nder den Klassenerh­alt und gewann fünfmal den Landespoka­l. Er war der dienstälte­ste Trainer im deutschen Profifußba­ll. Doch nach dem schlechtes­ten Saisonstar­t seit dem Wiederaufs­tieg zog der Verein die Reißleine.

Es kam Stefan Böger. Er ist – auch wenn er lange Zeit im Westen aktiv war – ein Kind des Ostens. Bei der Verpflicht­ung von Böger war dessen Herkunft jedoch zweitrangi­g. Wie HFC-Vizepräsid­ent Jörg Sitte mitteilte, war das große Netzwerk des 49-Jährigen ausschlagg­ebend: »Böger knüpfte als DFB-Junioren-Coach zwischen 2008 und 2014 viele Kontakte.«

Was aber macht der Neue nun besser als der Alte? Worauf ist seine Erfolgsbil­anz zurückzufü­hren? »Zu Saisonbegi­nn hatte die Mannschaft nicht diese Bereitscha­ft. Jetzt hat Stefan Böger dem Team das Siegergen eingepflan­zt«, meinte Präsident Michael Schädlich und bezog sich dabei auf den späten Treffer gegen Aue und den damit verbundene­n Willen, die Partie unbedingt noch gewinnen zu wollen. Böger selbst konnte das nur bestätigen: »Ich war kein filigraner Spieler. Und jetzt vermittle ich der Mannschaft, dass Fußball Kampfsport ist und man bis zum Schluss kämpfen muss.«

So gewann der HFC bereits drei Spieltage zuvor in Würzburg durch einen Treffer in der Nachspielz­eit. Und auch die Abwehrleis­tung der Mannschaft verbessert­e sich: Unter Köhler hagelte es zwölf Gegentore in sechs Spielen, unter Böger waren es im selben Zeitraum nur drei. Gegen Aue brannte hinten jedenfalls fast nichts an.

Auch der unterlegen­e Trainer gratuliert­e: »Herzlichen Glückwunsc­h. Glück auf«, sagte Pavel Dotchev. Der Coach des FC Erzgebirge ahnt wohl: Auch die Hallenser haben jetzt einen »Steiger«. Einen, der die Mannschaft in der Tabelle wieder nach oben führen kann.

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