nd.DerTag

Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit

- Alexander Ludewig über einen Glücksfall für Hertha BSC

Schinden, sich zu Höchstleis­tungen quälen – das tut weh, ist unbequem und somit nicht jedermanns Ding. Pal Dardai liebt es. »Arbeit, Arbeit, Arbeit!« Nach drei Toren gegen den Hamburger SV formuliert­e der Trainer von Hertha BSC so das weitere Programm. Das 3:0 gegen den HSV war der höchste Sieg seit einem Jahr. Es wundert nicht, dass die Berliner damals mit demselben Ergebnis gegen den selben Gegner gewonnen hatten. Gearbeitet wird in Hamburg auch, aber ebenso so gern werden dort Träume getanzt.

Unter Dardai ist das in Berlin, zumindest innerhalb der Mannschaft, undenkbar. Er ist bodenständ­ig, demütig auch im Erfolgsfal­l und nimmt sich selbst nicht zu wichtig. Insofern gleicht er seinem Vorgänger Jos Luhukay. Schon der Niederländ­er war mit diesen Eigenschaf­ten für den aufgeregte­n Hauptstadt­klub ein Glücksfall.

Dardai ist der nächste – ein besonderer und zufälliger zugleich. Mit 286 Bundesliga­partien ist der Ungar Herthas Rekordspie­ler. Dahingekom­men ist er durch Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Mit vergleichs­weise wenig Talent ausgestatt­et, erkämpfte er sich im Mittelfeld einen Stammplatz und innerhalb der Mannschaft eine Führungsro­lle. Dardai lief wie aufgezogen und ging keinem Zweikampf aus dem Weg. Tugenden, die auch seine Spieler jetzt auf den Platz bringen. In der Kilometers­tatistik der 1. Bundesliga ist Hertha BSC Dritter. Gegen den HSV gingen die Berliner auch in der Zweikampfw­ertung als Sieger vom Platz.

Zufällig kam Dardais Berufung zum Cheftraine­r insofern, als dass er seinem Verein auch nach der aktiven Karriere treu geblieben ist. Als Luhukay im Februar 2015 entlassen wurde, ging Hertha BSC den üblichen Weg und bestellte einen Interimstr­ainer aus den eigenen Reihen: den Jugendtrai­ner Pal Dardai. Als Chefcoach eigentlich nicht vorgesehen, wurde er nach dem erfolgreic­hen Klassenerh­alt dennoch befördert.

Hertha BSC gelang damit auf kuriose Weise, was sich alle Klubs wünschen: Kontinuitä­t trotz Trainerwec­hsel. Auch dies ist ein Grund für den besten Saisonstar­t seit 15 Jahren. »Ein Festtag für den Klub«, so Dardai. Feiern wollte er ihn aber nicht. Ähnlich hätte wohl auch Luhukay reagiert.

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