Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit
Schinden, sich zu Höchstleistungen quälen – das tut weh, ist unbequem und somit nicht jedermanns Ding. Pal Dardai liebt es. »Arbeit, Arbeit, Arbeit!« Nach drei Toren gegen den Hamburger SV formulierte der Trainer von Hertha BSC so das weitere Programm. Das 3:0 gegen den HSV war der höchste Sieg seit einem Jahr. Es wundert nicht, dass die Berliner damals mit demselben Ergebnis gegen den selben Gegner gewonnen hatten. Gearbeitet wird in Hamburg auch, aber ebenso so gern werden dort Träume getanzt.
Unter Dardai ist das in Berlin, zumindest innerhalb der Mannschaft, undenkbar. Er ist bodenständig, demütig auch im Erfolgsfall und nimmt sich selbst nicht zu wichtig. Insofern gleicht er seinem Vorgänger Jos Luhukay. Schon der Niederländer war mit diesen Eigenschaften für den aufgeregten Hauptstadtklub ein Glücksfall.
Dardai ist der nächste – ein besonderer und zufälliger zugleich. Mit 286 Bundesligapartien ist der Ungar Herthas Rekordspieler. Dahingekommen ist er durch Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Mit vergleichsweise wenig Talent ausgestattet, erkämpfte er sich im Mittelfeld einen Stammplatz und innerhalb der Mannschaft eine Führungsrolle. Dardai lief wie aufgezogen und ging keinem Zweikampf aus dem Weg. Tugenden, die auch seine Spieler jetzt auf den Platz bringen. In der Kilometerstatistik der 1. Bundesliga ist Hertha BSC Dritter. Gegen den HSV gingen die Berliner auch in der Zweikampfwertung als Sieger vom Platz.
Zufällig kam Dardais Berufung zum Cheftrainer insofern, als dass er seinem Verein auch nach der aktiven Karriere treu geblieben ist. Als Luhukay im Februar 2015 entlassen wurde, ging Hertha BSC den üblichen Weg und bestellte einen Interimstrainer aus den eigenen Reihen: den Jugendtrainer Pal Dardai. Als Chefcoach eigentlich nicht vorgesehen, wurde er nach dem erfolgreichen Klassenerhalt dennoch befördert.
Hertha BSC gelang damit auf kuriose Weise, was sich alle Klubs wünschen: Kontinuität trotz Trainerwechsel. Auch dies ist ein Grund für den besten Saisonstart seit 15 Jahren. »Ein Festtag für den Klub«, so Dardai. Feiern wollte er ihn aber nicht. Ähnlich hätte wohl auch Luhukay reagiert.