Tote bei Unwetter in Südfrankreich
Starker Regen führte zu Überschwemmungen – allein sieben Menschen starben beim Versuch, ihre Autos zu retten
Menschen sterben, als sie ihre Autos in Sicherheit bringen wollen. Camper werden mit Hubschraubern gerettet. An der Côte d'Azur führen heftige Unwetter zu dramatischen Szenen.
Mindestens 16 Menschen sind bei schweren Überschwemmungen an der französischen Côte d'Azur ums Leben gekommen. Drei weitere Menschen würden noch vermisst, teilten die Behörden am Sonntag mit. Nach heftigen Regenfällen waren am Samstag die Straßen von Küstenstädten wie Nizza, Cannes und Antibes überflutet worden, mindestens sieben Menschen starben in Mandelieu-la-Napoule beim Versuch, ihre Autos aus Tiefgaragen in Sicherheit zu bringen.
Innerhalb von zwei Tagen fiel so viel Regen wie sonst im ganzen Monat Oktober. Der Niederschlag sei »sehr heftig und konzentriert« gewesen, sagte der Präfekt des Département Alpes-Maritimes, Adolphe Colrat, während am Sonntag der Himmel wieder blau war. Der kleine Fluss Brague trat über die Ufer, in mehreren Orten wurden die Erdgeschosse der Häuser überflutet. Präsident François Hollande versicherte den Betroffenen bei einem Besuch vor Ort »die Solidarität der Nation«.
Drei Bewohner eines Altersheims starben nach Angaben der Feuerwehr, als eine Hochwasserwelle am Samstagabend in Biot nahe Antibes das Haus erfasste. Drei weitere Menschen kamen in ihrem Auto in GolfeJuan bei der Durchquerung eines überfluteten Tunnels um. In Mandelieu-la-Napoule wurden sieben Tote aus zwei überschwemmten Tiefgaragen geborgen, ein Mensch wurde dort vermisst.
»Es ist apokalyptisch«, sagte Bürgermeister Henri Leroy und berichtete, dass auf dem Parkplatz noch immer Tausende Fahrzeuge stehen. »Es könnte noch weitere Leichen geben.« Feuerwehrautos pumpten zu dem Zeitpunkt noch immer die Tiefgarage leer. »Ich sah Wasser von der Veranda hereinspülen. Binnen fünf Minuten reichte es mir dann schon bis zu Hüfte. Die Türen klemmten, aber glücklicherweise kam mir ein Nachbar zu Hilfe«, sagte Rentnerin France Oberlin, deren Wohnung völlig verwüstet wurde.
In einer überfluteten Straße in Cannes starben zwei Menschen, mehrere Autos wurden bis ins Meer geschwemmt. Ein Mensch kam auf einem Campingplatz in Antibes ums Leben, Helikopter mussten andere Camper von den Dächern ihrer Wohnmobile retten. Umgestürzte Bäume und Schlammlawinen behinderten den Zugang zu den betroffenen Gebieten, auch gelangten die Rettungskräfte noch nicht in alle Tiefgaragen.
Die Behörden richteten Notunterkünfte für die Menschen ein, deren Häuser durch die Fluten zerstört wurden. Rund 27 000 Haushalte waren am Sonntag ohne Strom. Eine Autobahn wurde gesperrt. Mehrere Züge konnten wegen Überschwemmungen nicht weiterfahren, Hunderte Reisende saßen in Toulon, Nizza und Cannes fest. Auch am Flughafen von Nizza strandeten mehr als 500 Fluggäste.
Der Bürgermeister von Cannes, David Lisnard, berichtete von zahlreichen Rettungseinsätzen. In Nizza stürzten Bäume auf die berühmte Promenade des Anglais, eine Schlammlawine beschädigte ein Gebäude im Nordosten der Stadt. Das Unwetter war aber nicht so schlimm wie im Juni 2010, als an der Côte d'Azur 25 Menschen starben, und in der bei Touristen beliebten Küstenregion Schäden von knapp einer Milliarde Euro entstanden.