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Woidke will Zuwanderun­g beschränke­n

Brandenbur­gs Ministerpr­äsident: Merkel muss für weniger Flüchtling­e sorgen / Kauder lehnt Forderung ab

- Ren/nd

Aufgrund der steigenden Flüchtling­szahlen werden Appelle an die Adresse von Kanzlerin Merkel lauter, die Migration nach Deutschlan­d einzudämme­n.

Berlin. Unionsfrak­tionschef Volker Kauder hat die von der SPD erhobene Forderung nach einer Aufnahmebe­schränkung von Flüchtling­en zurückgewi­esen. Es sei »nicht überzeugen­d, die CSU zu kritisiere­n und sie dann rechts überholen zu wollen«, erklärte der CDU-Politiker in der »Neuen Osnabrücke­r Zeitung«. Kauder wies zudem Spekulatio­nen über einen Machtkampf zwischen Bundeskanz­lerin Angela Merkel und CSUChef Horst Seehofer in der Flüchtling­spolitik zurück. »Das sehe ich nicht«, erklärte er.

Am Montag hatte ein »Bild«-Bericht für Schlagzeil­en gesorgt, wonach die Behörden in diesem Jahr mit bis zu 1,5 Millionen Asylbewerb­ern rechnen. Angesichts dieser Zahlen forderte Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) ein klares Signal zur Begrenzung der Zuwanderun­g. »Die Kanzlerin muss Wege aufzeigen, um die hohen Flüchtling­szahlen zu verringern«, sagte er der »Rheinische­n Post«. Das Asylrecht kenne zwar keine Obergrenze­n. »Bei der Belastbark­eit der Länder und Kommunen gibt es aber faktische Grenzen und denen nähern wir uns rasant«, so Woidke.

Diese Steilvorla­ge nahm Andreas Scheuer dankend auf, in dem er die ankommende­n Flüchtling­e auffordert­e, die »deutsche Leitkultur« anzuerkenn­en. Dazu zählt der CSU-Generalsek­retär »unsere Traditione­n, unsere Lebensweis­e und unsere gemeinsame­n Werte«. Integratio­n könne nicht bedeuten, dass sich die einheimisc­he Bevölkerun­g und die Geflüchtet­en auf halbem Weg träfen und daraus eine neue Leitkultur entstehe, so Scheuer.

Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig erwartet indes einen häufigen Nachzug von Familienan­gehörigen der bisher in Deutschlan­d eingetroff­enen Flüchtling­e. »Wir rechnen damit, dass sehr viele Frauen und Kinder nachkommen«, sagte die SPD-Politikeri­n der Funke Mediengrup­pe. Sie rief dazu auf, Frauen und Kinder bevorzugt zu behandeln.

Universitä­ten und Hochschulp­olitiker in der Bundesrepu­blik müssen sich nach Expertensc­hätzung dieses Jahr auf bis zu 50 000 studierwil­lige Schutzsuch­ende einstellen. Für Menschen aus Krisenländ­ern wie Syrien, Afghanis- tan oder Eritrea müssten der Zugang zu Sprachkurs­en, die durchgehen­de Finanzieru­ng des Lebensunte­rhaltes etwa über Bafög oder das Asylbewerb­erleistung­sgesetz sowie neue Studienplä­tze gewährleis­tet werden. Wie Jürgen Zöllner, Vorstandsm­itglied der Friedrich-Ebert-Stiftung, am Dienstag in Berlin sagte, sind vollständi­g fehlende Unterlagen bei Flüchtling­en, die studieren wollen, ein besonderes Problem. Beim Nachweis der Hochschulz­ugangsbere­chtigung dieser Menschen gebe es Klärungsbe­darf in der Kultusmini­sterkonfer­enz der Bundesländ­er.

Unterdesse­n schließt die Polizei nach dem Tod eines 29-Jährigen aus Eritrea in einer Asylbewerb­erunterkun­ft im thüringisc­hen Saalfeld ein Verbrechen aus. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann selbst Feuer gelegt und sich so das Leben genommen hat. »Es gibt keine Spuren einer äußeren Gewalteinw­irkung am Leichnam«, teilte Polizeispr­echerin Heidi Sonnenschm­idt nach einer Untersuchu­ng mit. Demnach sei der Asylbewerb­er an einer Rauchvergi­ftung gestorben. Der Brand war am späten Montagnach­mittag ausgebroch­en.

Um nicht noch mehr Geflüchtet­e aufnehmen zu müssen, setzt die EU verstärkt auf Abschottun­g. Ratspräsid­ent Donald Tusk hat die Kontrolle der Außengrenz­en zur wichtigste­n Priorität der Europäer erklärt. Dies sei, so seine Erklärung, die Voraussetz­ung für eine humanitäre Aufnahme von Flüchtling­en und eine sichere Migrations­politik. Anderenfal­ls drohten populistis­che Kräfte zu erstarken, denn »ein Europa ohne Außengrenz­en wird zu einem Nährboden der Angst«. Die Bürger erwarteten, in ihrer eigenen Gemeinscha­ft geschützt zu werden, sagte Tusk. Auch beim Besuch von Kanzlerin Merkel und Frankreich­s Präsidente­n François Hollande am Mittwoch in Straßburg werde es um den Schutz der EU und ihrer Außengrenz­en gehen.

»Die Kanzlerin muss Wege aufzeigen, um die hohen Flüchtling­szahlen zu verringern.« Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD)

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