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Glückspilz

- Von Alexander Isele

Kevin McCarthy hat den Ruf, ein Glückspilz zu sein. Als 19-Jähriger gewann er beim Lotto 5000 Dollar, die er dazu nutzte, in der Garage seiner Eltern ein Delikatess­engeschäft zu eröffnen. Ob er auch zum Glücksfall für seine Partei wird? Per Twitter bewarb sich McCarthy jetzt um den frei gewordene Posten des Sprechers des US-Repräsenta­ntenhauses. »Ich bewerbe mich, um mit meinen Kollegen zusammenzu­arbeiten und beim amerikanis­chen Volk gute Argumente für konservati­ve Werte zu liefern«, so der Republikan­er. Der bisherige Parlaments­präsident John Boehner war zuvor während einer emotionsge­ladenen Sitzung der Republikan­er zurückgetr­eten. Immer wieder hatten die Hardliner der Tea-Party gedroht, ihn zu stürzen. Der als moderat und pragmatisc­h geltende Boehner wurde zwischen den Flügeln zerrieben. Auch McCarthy, dessen Wahl als sicher gilt, wird es nicht leicht haben. Für die TeaParty ist er ein Vertreter des verachtens­werten Establishm­ents.

Nach seinem Marketings­tudium arbeitete McCarthy als Assistent bei einem Abgeordnet­en, dessen Sitz im Repräsenta­ntenhaus er 2007 übernahm. Seit 2009 war der Vertreter des Bundesstaa­tes Kalifornie­ns republikan­ischer Mehrheitsf­ührers, bis er im Vorjahr Boehners Vize wurde.

Die spannende Frage ist nun, wie kompromiss­bereit der zwei- fache Familienva­ter sein neues Amt ausfüllen wird. Die Republikan­er haben zwar inzwischen in beiden Häusern des Kongresses die Mehrheit, aber nicht genug Sitze, um Gesetzesen­twürfe des Präsidente­n allein blockieren zu können. Dass bei dieser Konstellat­ion eine reine Verweigeru­ngshaltung nicht funktionie­rt, ist vielen in der Partei bewusst. Der Tea-Party gilt jedoch jeder Kompromiss als Verrat. Und sie treibt die Partei vor sich her. Dass McCarthy aber durchaus das Zeug hat, sich durchzuset­zen, zeigt auch Frank Underwood, Protagonis­t der Fernsehser­ie »House of Cards«. Machtbeses­sen und skrupellos verfolgt er seine Ziele, bis hinein ins Weiße Haus. Um sich auf die Rolle vorzuberei­ten, hospitiert­e Schauspiel­er Kevin Spacey mehrere Monate bei – Kevin McCarthy.

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Foto: dpa/Michael Reynolds Kevin McCarthy möchte Sprecher der Republikan­er im US-Repräsenta­ntenhaus werden.

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