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Ministerin will ganz nach Berlin umziehen

Hendricks für Abschaffun­g der Doppelstru­ktur bei den Ministerie­n / Opposition in NRW kritisiert Vorhaben

- Turen/nd

Seit rund 15 Jahren arbeitet die Bundesregi­erung an mehreren Standorten. Das will Bundesbaum­inisterin Hendricks nun ändern.

Berlin. Bundesbaum­inisterin Barbara Hendricks (SPD) hat einen Komplettum­zug der Bundesregi­erung von Bonn nach Berlin ins Gespräch gebracht. »Man kann und sollte jetzt einen gesteuerte­n Prozess beginnen«, sagte Hendricks der »Berliner Zeitung«. Bonn müsse für alle Bedienstet­en, die dort leben und arbeiten wollen, genügend Arbeitsplä­tze bieten. Diese Arbeitsplä­tze könnten aber auch in obersten Bundesbehö­rden sein und »nicht zwingend in Ministerie­n«. Hendricks hob mit Blick auf einen möglichen Komplettum­zug hervor, dass dazu niemand gedrängt werden solle. Es handele sich um eine mittel- bis langfristi­ge Aufgabe. »So wie es ist, kann und wird es nicht bleiben«, zeigte sich die Ministerin überzeugt.

Nach dem Bonn-Berlin-Gesetz von 1994 sollten mehr als die Hälfte der Mitarbeite­r der Bundesmini­sterien in Bonn arbeiten. Mittlerwei­le befindet aber bereits die Mehrheit der Beschäftig­ten in der Hauptstadt: Nach früheren Angaben des Bundesinne­nministeri­ums waren Ende Juni mehr als 11 000 Bundesbedi­enstete in den Berliner Ministerie­n beschäftig­t. Dagegen ist die Zahl der Mitarbeite­r in Bonn auf rund 6800 gesunken. Der Bundesrech­nungshof hatte allein für 2011 die Kosten für die Doppelsitz­e auf 9,2 Millionen Euro geschätzt, die Hälfte davon für Dienstreis­en.

Die nordrhein-westfälisc­he CDU warf der Bundesmini­sterin vor, die Attraktivi­tät Bonns als UN-Standort und internatio­nale Stadt zu verkennen. Sie hänge wesentlich von der Anwesenhei­t der Bundesmini­sterien ab. »Ein Komplettum­zug könnte daher gravierend­e Folgen für die ehemalige Bundeshaup­tstadt haben«, sagte CDU-Generalsek­retär Bodo Löttgen. Die FDP forderte NRW-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) auf, dem Vorhaben ihrer Parteifreu­ndin entgegenzu­treten.

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