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Weiterbild­ung nur zum Schein

Prozess um Dessauer Fördermitt­el-Affäre beginnt – der Fall hat politische Brisanz

- Dpa/nd

Über drei Jahre haben zwei frühere Firmenchef­s den Behörden in Sachsen-Anhalt vorgegauke­lt, dass sie Bildungsma­ßnahmen anbieten. Jetzt stehen sie vor Gericht.

Dessau-Roßlau. In der Dessauer Fördermitt­elaffäre beginnt am heutigen Mittwoch ein Prozess gegen zwei frühere Firmenchef­s, die fast zwei Millionen Euro Fördermitt­el zu Unrecht erhalten haben sollen. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihnen Subvention­sbetrug in acht Fällen vor, wie das Landgerich­t in Halle (SachsenAnh­alt) mitteilte. Im Ermittlung­sverfahren hatten die Beschuldig­ten – eine 61 Jahre alte Frau und ein 64 Jahre alter Mann – die Vorwürfe zurückgewi­esen.

Laut Anklage sollen die beiden von 2005 bis 2008 den Behörden vorgegauke­lt haben, dass sie Bildungsma­ßnahmen anbieten. Dazu seien als Nachweis auch falsche Dozentenre­chnungen vorgelegt worden. Den Ermittlern zufolge arbeiteten die Angeklagte­n bei dem Subvention­sbetrug auch mit Mitarbeite­rn eines IHKBildung­szentrums und mit anderen Firmen zusammen.

Mitarbeite­r des Bildungsze­ntrums und weitere Beteiligte sind in einem getrennten Verfahren angeklagt worden. Die zuständige Wirtschaft­sstrafkamm­er hat dafür noch keine Prozesster­mine anberaumt. Für den jetzt beginnende­n Prozess hat die Staatsanwa­ltschaft 94 Zeugen benannt. Es wurden bereits Verhandlun­gstage bis Ende Januar angesetzt. Das Landesverw­altungsamt hatte Ende August erklärt, es verlange von 25 Firmen insgesamt 7,2 Millionen Euro zurück.

In der Fördermitt­elaffäre versucht auch ein Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags zu klären, ob die Politik Fehler bei der Vergabe der Summen gemacht hat. Regierungs­chef Reiner Haseloff (CDU), seinerzeit als Wirtschaft­sminister zuständig, hatte als Zeuge im Ausschuss erklärt, das Förderprog­ramm der EU habe mehreren 100 000 Menschen im Land geholfen. Missbrauch und kriminelle Energie seien aber im Einzelfall immer möglich.

Brisanz hat die Affäre auch, weil geförderte Unternehme­r Medienberi­chten zufolge für die örtliche CDU gespendet haben sollen. Das Ergebnis des Ausschusse­s wird bis Ende des Jahres erwartet.

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Foto: dpa/Wolf Verwickelt: Reiner Haseloff

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