nd.DerTag

Finanzaufs­icht ermittelt

Künftiger Aufsichtsr­atchef könnte ins Visier geraten

- Von Hermannus Pfeiffer

Hat Volkswagen die Öffentlich­keit zu spät über die Ermittlung­en der US-Umweltschu­tzbehörde EPA wegen der Manipulati­onen bei Abgaswerte­n informiert? Die Bundesfina­nzaufsicht Bafin jedenfalls untersucht, ob der Vorstand von VW bei der Bekanntmac­hung des Abgas-Skandals entspreche­nd dem Aktienrech­t gehandelt hat.

Bereits Anfang September soll VW gegenüber der US-Umweltbehö­rde EPA den Betrug zugegeben haben. Am 18. September teilte diese dann öffentlich mit, dass der Konzern verdächtig­t werde, Messungen des Schadstoff­ausstoßes manipulier­t zu haben. Doch erst am 22. und 23. September veröffentl­ichte VW zwei Ad-hoc-Mitteilung­en an die Aktionäre, in denen der Vorstand unter anderem eine Gewinnwarn­ung aussprach und milliarden­schwere Rückstellu­ngen verkündete. Eingeweiht­e, so Kritiker, hätten sich also rechtzeiti­g vor dem absehbaren Kurssturz von ihren VW-Aktien trennen können.

Einige Juristen sind der Ansicht, dass Volkswagen seinen Aktionären wegen unterlasse­ner sowie unvollstän­diger Kapitalmar­kt-Informatio­nen Schadeners­atz zahlen müsse. Dem Konzern drohen deshalb laut Medienberi­chten Klagen in den USA, aber auch in Deutschlan­d. Der Kurs der VW-Aktie ist seit der Enthüllung auf den tiefsten Stand seit Jahren eingebroch­en.

Dies hätte ausgereich­t, um die Finanzaufs­icht auf den Plan zu rufen. Bei großen Kursschwan­kungen wie jetzt bei der Volkswagen­Aktie steht eine Überprüfun­g auf Marktmanip­ulationen und »Insiderhan­del« an. »Wir analysiere­n routinemäß­ig und sind noch völlig am Anfang«, so eine BafinSprec­herin am Dienstag auf ndAnfrage. Sollte daraus ein Anfangsver­dacht erwachsen, würde eine »förmliche Untersuchu­ng« beginnen. Und sollten sich Verdachtsm­omente bestätigen, würde die Akte an die Staatsanwa­ltschaft weitergere­icht werden.

Dies könnte den designiert­en VW-Aufsichtsr­atschef Hans Dieter Pötsch treffen. Der neue starke Mann in Wolfsburg war als bisheriger Finanzvors­tand auch für die Ad-hoc-Mitteilung­en zuständig.

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Foto: dpa/Roland Nipaul/Volkswagen AG VW-Betriebsve­rsammlung am Dienstag in Wolfsburg

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