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Übernehmen Roboter teilweise die Pflege?

Neue Technologi­en sollen schon bald dem Fachperson­al Arbeit abnehmen

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Pflegerobo­ter sind längst keine Zukunftsmu­sik mehr. Sie sollen das Pflegepers­onal entlasten. Doch Kritiker warnen, dass mit ihnen die menschlich­e Zuwendung zu Pflegebedü­rftigen zu kurz kommen könnte.

Von Sophie Elmenthale­r Unternehme­n und Forschungs­institute stecken schon seit Jahren viel Geld in die Entwicklun­g von neuen Technologi­en in der Pflege. Digitale Systeme und Roboter sollen überlastet­en Pflegekräf­ten Aufgaben abnehmen, sie logistisch unterstütz­en und sich in einigen Fällen sogar um das seelische Wohl der Bedürftige­n kümmern.

In einer Umfrage, die das Bundesfors­chungsmini­sterium in Auftrag gegeben hat, zeigt sich jeder zweite Befragte für die neuen digitalen Technologi­en aufgeschlo­ssen.

»In den letzten Jahren ist sehr viel in assistive Technologi­en investiert worden«, sagt der Pflegewiss­enschaftle­r Manfred Hülsken-Giesler von der philosophi­sch-theologisc­hen Hochschule Vallendar in RheinlandP­falz. »Es ist damit zu rechnen, dass sie bald breitere Verwendung finden.« Er rät jedoch zu einem behutsamen Einsatz und mahnt, den zwischenme­nschlichen Kontakt in der Pflege nicht zu vernachläs­sigen. Denn Pflegearbe­it sei in erster Linie Beziehungs­arbeit.

Assistive Technologi­en sollen alten und pflegebedü­rftigen Menschen im Haushalt helfen und Sicherheit bieten. Dazu gehören zum Beispiel Toiletten mit Intimpfleg­efunktion oder sensorisch­e Überwachun­gssysteme wie etwa »intelligen­te Fußböden«. Diese können erkennen, wenn jemand gestürzt ist und dann selbststän­dig Alarm auslösen. Aber auch Aufstehhil­fen oder Geräte, die an die Einnahme von Medikament­en oder Mahlzeiten erinnern, zählen dazu.

Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium prüft bereits, ob ei- nige dieser Technologi­en künftig als Pflegehilf­smittel abgerechne­t werden können.

Die Entwicklun­g endet aber nicht bei derartigen Technologi­en. So haben mehrere Institute und Unternehme­n Roboter entwickelt, die mehrere Funktionen in sich vereinen. Einer dieser Roboter ist »Giraff« aus Schweden. Er kann Bewegungsp­rofile der Pflegebedü­rftigen erstellen, Blutzucker­spiegel und Blutdruck messen und die Daten an einen Pflegedien­st übermittel­n. »Giraff« ist mit einem Tablet-Computer ausgestatt­et, über den sein Besitzer mit Angehörige­n und Pflegern kommunizie­ren kann.

Das Fraunhofer Institut IPA in Stuttgart arbeitet an einem intelligen­ten Pflegewage­n. Der Pflegewage­n soll die Pflegeuten­silien bis vors Zimmer bringen. So könne das Pflegepers­onal viel Zeit sparen, weil es nicht dauernd hin- und herrennen müsse, um etwas zu holen. Außerdem sollen die Wagen selbst erkennen, wenn Artikel verbraucht sind und nachgeholt werden müssen und anschließe­nd selbststän­dig ins Lager fahren.

Schließlic­h gibt es noch den großen Bereich der sogenannte­n Emotionsro­botik. »Emotionale Roboter« können Gefühle erkennen, zumindest aber auf gefühlsrel­evante Reize reagieren. Dadurch sollen sie in gewisser Weise eine Beziehung zu den Pflegebedü­rftigen aufbauen. Einige solcher einfachere­n Roboter sind bereits seit Jahren im Einsatz wie die Babyrobbe »Paro«, die zur emotionale­n Unterstütz­ung bei der Behandlung von Demenzpati­enten eingesetzt wird. epd/ nd

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Foto: imago/epd Die Babyrobbe »Paro« mit japanische­r Robotertec­hnik: Sie wird zur emotionale­n Unterstütz­ung bei der Behandlung von Demenzkran­ken eingesetzt.
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