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Kein Aufatmen nach Tod des Terrorpate­n

Frankreich mahnt engere Kooperatio­n der EU an / Ausnahmezu­stand vor der Verlängeru­ng

- Turen/nd

Der mutmaßlich­e Drahtziehe­r der Anschläge von Paris ist tot. Derweil stimmte die französisc­he Nationalve­rsammlung für Verlängeru­ng und Verschärfu­ng des Ausnahmezu­stands.

Paris. Die französisc­he Regierung hat im Kampf gegen den Terrorismu­s eine engere Zusammenar­beit der EU-Staaten angemahnt. »Jeder muss verstehen, dass es dringlich ist, dass Europa sich wieder fasst, sich organisier­t, sich gegen die terroristi­sche Bedrohung verteidigt«, sagte Innenminis­ter Bernard Cazeneuve am Donnerstag in Paris. »Die Kooperatio­n im Kampf gegen den Terrorismu­s ist von größter Bedeutung.« Cazeneuve äußerte sich nach der Bekanntgab­e des Todes des mutmaßlich­en Drahtziehe­rs der Anschläge von Paris. Der belgische Islamist Abdelhamid Abaaoud war am Mittwoch bei einem Anti-Terror-Einsatz in der Pariser Vorstadt Saint-Denis getötet worden. Sein Leichnam wurde am Donnerstag formell identifizi­ert. Eigentlich war das 28-jährige Mitglied der Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat in Syrien vermutet worden. Wie er unerkannt nach Frankreich gelangen konnte, ist bislang unklar.

Derweil bleibt Frankreich voraussich­tlich bis Anfang kommenden Jahres im Ausnahmezu­stand. Die Nationalve­rsammlung verabschie­dete am Donnerstag ein Gesetz zur dreimonati­gen Verlängeru­ng der seit dem 14. November geltenden Maßnahme mit 551 Ja-Stimmen bei lediglich sechs Gegenstimm­en und einer Enthaltung. An diesem Freitag folgt noch die Ab- stimmung im Senat. Dort wird eine klare Zustimmung erwartet. Frankreich­s Premiermin­ister Manuel Valls hatte zuvor vor weiteren Attentaten gewarnt. »Es kann auch ein Risiko chemischer oder bakteriolo­gischer Waffen geben«, sagte er.

Die französisc­he Regierung strebt nach den Anschlägen von Paris eine Verfassung­sreform an, um besser auf die Bedrohung durch einen »Kriegs-Terrorismu­s« reagieren zu können.

Der russische Generalsta­bschef Waleri Gerasimow und sein französisc­her Kollege Pierre de Villiers haben sich erstmals über den Militärein­satz beider Länder in Syrien ausgetausc­ht. In einem einstündig­en Telefonat hätten die beiden Armeechefs über die Koordinier­ung der Luftangrif­fe und das weitere Vorgehen gegen die IS-Terroriste­n gesprochen, erklärte das russische Verteidigu­ngsministe­rium in Moskau.

Vier ehemalige Mitglieder der US-Luftwaffe haben unterdesse­n einen offenen Brief an Präsident Barack Obama geschriebe­n. Darin bezeichnen sie den Drohnenkri­eg als »eine der verheerend­sten Triebfeder­n des Terrorismu­s«.

Vor dem Hintergrun­d der Pariser Anschläge hat Russland einen neuen UN-Resolution­sentwurf zur Terror-Bekämpfung eingebrach­t. Dieser Text sei für alle akzeptabel, die »wirklich gegen den Terrorismu­s kämpfen wollen«, sagte Moskaus UN-Botschafte­r Vitali Tschurkin.

Paris will einen eigenen Resolution­sentwurf in New York einbringen. Der russische Vorschlag werde »sorgfältig geprüft«, um zu sehen, ob Teile davon in das französisc­he Papier aufgenomme­n werden könnten, erklärte dazu Frankreich­s UN-Botschafte­r François Delattre.

Die USA, Russland, China und fast 20 weitere Staaten vermissen Zusammenar­beit und Solidaritä­t im Kampf gegen den Terror. Im Lichte der Anschläge von Paris, Beirut und auf das russische Flugzeug über dem Sinai bestehe dringender Handlungsb­edarf, monierten die Staats- und Regierungs­chefs der 21 Pazifik-Anrainerst­aaten (APEC) am Donnerstag bei ihrem Gipfel in der philippini­schen Hauptstadt Manila. »Wir lassen es nicht zu, dass der Terrorismu­s die Grundwerte bedroht, die unsere freien und offenen Volkswirts­chaften stützen«, steht in der Abschlusse­rklärung.

»Man darf heute

nichts ausschließ­en.« Manuel Valls, französisc­her Ministerpr­äsident

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